Was habt ihr sonst noch für Aktionen gestartet?
Im Januar hat sich krasserweise ein Künstler-Kollektiv solidarisch mit uns erklärt. Sie haben Fake-Werbeplakate von der Bild mit unserer Kritik entworfen und überall in Berlin aufgehängt. Wir machen Workshops, beispielsweise auf Festivals oder auf der „Republica“. Dann haben wir den Netzpreis von der Vernetzungsstelle gegen Hatespeach gewonnen. Das ist eine finanzielle Förderung von der Robert-Bosch-Stiftung. Mit der finanzieren wir jetzt das Programm zum automatisierten Medienscreening. Dadurch wird es objektiver. Wir haben mit Reconquista Internet eine Wortgewalt-Aktion gemacht. Das ist auch eine Twitter und Social Media Kampagne. Da haben wir über sexistische Begriffe aufgeklärt und erklärt warum das problematische Euphemismen sind. Wir haben außerdem einen offenen Brief an die dpa geschrieben. Da ja viele Medien die Pressemeldungen von der dpa nur reproduzieren, kann das einen super großen Einfluss haben. Sie haben es sehr positiv aufgenommen.
Was kann ich als junge Medienschaffende tun, damit ich Sexismus oder Rassismus nicht reproduziere?
Die Bebilderung sollte so divers wie unsere Gesellschaft sein. Bei der Berichterstattung sollten Frauen nicht als Objekte oder Eigentum dargestellt werden. „Spielerfrau“ ist zum Beispiel kein Name. Es ist wichtig bewusst Namen zu nennen und die Positionen und Leistungen der Frauen zu beschreiben. Und dass man sie nicht aufs Äußere reduziert.
Eine Sache ist auch die antifeministische Wortwahl. Im Zusammenhang mit der Schwangerschaftsabbruch-Thematik war oft von „Werbung“ die Rede, obwohl es sich um Information handelt. Es ist wichtig aufs Wording zu achten, weil das sonst bestimmtes Gedankengut reproduziert. Im Hinblick auf sexualisierte Gewalt gibt es viele Punkte. Sex darf nicht mit Vergewaltigung gleichgesetzt werden, denn Sex ist einvernehmlich. Man sollte objektiv schreiben und nicht aus Täter-Perspektive. Dann ist es zum Beispiel wichtig, dass man Gewalt gegen Frauen in einen Kontext setzt, indem man Statistiken verwendet. Familiendrama hört sich so an, als ob es eine einmalige Tat war. Aber es gibt ein strukturelles Problem!