Eine Hand klebt Sticker an einen Rolladen
Unfollow Patriarchy ist die aktuelle Kampagne von Gender Equality Media.
Interview

Wie 13 junge Menschen den Sexismus in der Medienwelt abschaffen wollen

Was ist der „Kodex für die Beendigung sexistischer Berichterstattung“?

An dem arbeiten wir. Momentan läuft noch die Kampagne „Unfollow Patriarchy“. Wir sind aber schon dabei unser nächstes Projekt zu entwickeln, das wird „Recoding:Media“ sein. Im Rahmen dieses Projektes werden wir uns mit Journalist*innen zusammensetzen, als sogenannte Expert*innen, um zu schauen wo man in den Redaktionen andocken kann. Wo es Veränderungsbedarf gibt und auch Veränderungsmöglichkeiten. Die Idee, etwas zu verändern wollen so wir ganz praktisch angehen. Auf Grundlage der Gespräche planen wir dann einen Leitfaden oder Kodex zu erarbeiten. Der soll dann auch in die Redaktionen gehen und dabei helfen, sexistische Berichterstattung allgemein, aber auch die Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen abzuschaffen. Das ist das Ziel.

Wie wird der Leitfaden dann an die Medienschaffenden herangeführt?

Es ist gerade so angedacht, dass die Journalist*innen diesen Leitfaden als Multiplikator*innen mit in die Redaktion tragen. Wir können nicht beobachten und prüfen, ob Redaktionen, die sich eventuell selbst verpflichten den Leitfaden zu achten, dann auch wirklich nicht mehr sexistisch berichten. Zuallererst soll der Leitfaden diejenigen mit Argumenten unterstützen, die für die Thematik sensibilisiert sind. Sodass sie dann einem Kollegen sagen können: „Pass mal auf, du kannst nicht Sex-Täter schreiben, weil …“. Das ist die Idee. Und dass man aus der Praxis heraus internalisiert und versteht, dass das eine falsche bzw. kritisierbare Form der Berichterstattung ist.

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Wäre „Sex sells“ in einer nicht sexistischen Form in Ordnung?

Es kommt auf den Inhalt und Kontext an. Wenn man zum Beispiel über Vibratoren als neues Instrument der Emanzipation und weiblichen Selbstbefriedigung schreibt, dann kann man da schon mitgehen. Aber wenn die Artikel dann wieder mit einer halbnackten Frau bebildert sind oder dieser Heteronormativität – man sieht immer nur Hetero-Pärchen auf den „Sex sells“-Seiten. Dann geht das schon wieder in eine bestimmte Ecke. Da geht’s dann oft um die Optik, die noch mitspielt. Wir wollen natürlich nicht, dass Sex überhaupt nicht mehr in den Medien auftaucht, das ist ja nicht das Ziel. Es geht darum, in welchem Kontext Sex in den Medien auftaucht.

Wie hängen Sexismus und Rassismus zusammen?

Wir haben beispielsweise im Sommer-Screening beobachtet, dass die ganzen Stockfotos immer weiße junge Cis-Frauen (Anm. d. Red.: Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität fällt bei Cisgender zusammen) abbilden. Nur selten People of Color. Im Hinblick auf Diskriminierung fällt auch auf, dass keine behinderten Menschen abgebildet werden. Es ist so, als ob diese Menschen neben den Blondinen gar nicht existieren würden. Dadurch werden bestimmte Schönheitsideale vermittelt, die wiederum ein sexistisches Bild abgeben. Was wir jetzt auch im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen beobachtet haben ist, dass „Ehrenmord“ geschrieben wird, wenn die Täter nicht prototypisch deutsch sind. Da setzt man dann eine Gewalttat in einen bestimmten Kontext. Macht das ein deutscher Mann, dann ist es nur eine Eifersuchtstragödie.

Lest auf Seite 3, was GEM sonst noch für Aktionen gestartet hat

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