"Queen of Drags"
Noch kann sich „Queen of Drags“ über gute Einschaltquoten freuen – die Show kommt an.
Interview

Ellie Caballé vs. Jacky-Oh Weinhaus: Auch in der Berliner Drag-Szene ist „Queen of Drags“ umstritten

Laut schrie man auf, noch bevor „Queen of Drags“ erstmals zu sehen war. Auch die Berliner Drag-Szene ist gespalten, was man von der neuen ProSieben-Castingshow halten soll – wie uns zwei Queens vom Fach erzählen.

Für Ellie Caballé (19) stand von Beginn an fest, dass sie die Sendung verfolgen wird. Die frisch gewählte Miss Irrenhouse 2020 reagiert und kommentiert gemeinsam mit Freunden in den Social Media das Geschehen. 

Vorläufer der Show ist das amerikanische Pendant „RuPaul’s Drag Race“. Kann „Queen of Drags“ mithalten?

Ellie: Drag Race habe ich eine ganze Weile verfolgt, doch irgendwann wiederholt es sich nur noch. Die Sendung ist viel anonymer. Dadurch, dass QoD Homevideos zeigt, lernt man die Teilnehmerinnen „besser kennen“ und sieht, welche Schwierigkeiten ganz oft im beruflichen oder familiären Background liegen, wie bei Katy, deren Vater kaum noch mit ihr spricht. Und der Umgang gefällt mir besser. Es fallen keine Begriffe wie „Paradiesvogel“ oder „Wenn sie sich kostümieren“. Und es herrscht nicht das Gefühl, Drags seien wie Zootiere, die man auch direkt fragen würde: „Und wer von euch beiden ist der Mann in der Beziehung?“ Einige Szenen sind meiner Meinung nach nicht spannend genug gestaltet, da kann ruhig noch ein Schippchen draufgelegt werden. Die Bühnenperformences zum Beispiel, da geht noch mehr! Seit RuPaul gibt es in jedem Fall viel mehr Drags, die sich trauen, zu zeigen. Schauen wir, was jetzt hier passiert. Ich hoffe nur, dass die Einschaltquote konstant oben bleibt.

Drag Ellie Caballé Foto: Maxime Laetitia Knorr

„Du wirst ziemlich schnell angespuckt – auch in unserem aufgeschlossenen Berlin.“

Berliner Drag Ellie Caballé

Was erhoffst du dir von „Queen of Drags“?

Ellie: Vielleicht finden dadurch einige einen ersten Zugang in das Thema. Wir leben in unserer eigenen Bubble, in der Drag seinen festen Platz hat. Doch die Realität sieht anders aus. Gestylt und im Outfit versuche ich, wenn möglich, die Öffis zu umgehen, weil du ziemlich schnell angespuckt, beleidigt oder sogar angegriffen wirst – auch in unserem aufgeschlossenen Berlin. Ich schätze, dass sehr viel Aggression durch Unwissenheit entsteht. Und dann ist da noch dieser weitverbreitete Gedanke, Männer, die freundlich zu uns wären, seien verweichlicht. Also wollen sie sich beweisen. Ursprünglich komme ich aus dem Allgäu, da gibt es quasi keine Drags und deshalb wird auch nicht darüber gesprochen. Warum auch? Du kommst in deinem alltäglichen Leben ja nicht mit ihnen in Berührung. Eigentlich müssten sich schon Kinder damit auseinandersetzen, vielleicht kann die Serie aber auch einen Teil dazu beitragen. Und wenn Drag endlich wirklich Mainstream würde, könnten wir nicht nur auf speziellen Veranstaltungen Platz haben, sondern allgemein. Das gäbe viele Chancen!

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Schon im Vorfeld war die Show in aller Munde. Jedoch nicht der Drags wegen…

Ellie: Zugegeben, anfangs war ich auch gegen Heidi Klum. Mittlerweile frage ich mich, wie die Community aber Akzeptanz und Toleranz fordern kann und sie ihr gegenüber nicht zeigt. Interessant ist, wie zurückhaltend Heidi sich doch gibt. Vielleicht ist das aber auch das Resultat des Presse-Bashings und somit gar nicht schlecht. Sie gibt sich sehr offen und liebevoll und hat die ausgeschiedene Janisha backstage sogar getröstet. Das hat es bei „Germany’s Next Topmodel“ noch nicht gegeben. Und Conchita Wurst hat den größten Sprechanteil, das ist ein gutes Zeichen. Allerdings hat Olivia Jones bewiesen, dass sie noch immer die beste Unterhaltung liefert.

Lest auf Seite 2, warum Drag Jacky-Oh Weinhaus der Castingshow kritisch gegenübersteht.

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Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.