"Queen of Drags"
Noch kann sich „Queen of Drags“ über gute Einschaltquoten freuen – die Show kommt an.
Interview

Ellie Caballé vs. Jacky-Oh Weinhaus: Auch in der Berliner Drag-Szene ist „Queen of Drags“ umstritten

Kritischer hingegen steht Jacky-Oh Weinhaus der Castingshow und auch Heidi Klum gegenüber. Die Queen ist seit mehr als 12 Jahren im Business und durfte schon zur Premiere am 11. November die erste Ausstrahlung verfolgen.

Jacky: Die Frage ist doch, will ein kommerzorientierter Sender über queeres Leben aufklären oder doch eigentlich nur Travestie bestmöglich ausschlachten, weil es gerade modern ist? Fakt ist, dass Heidi Klum die Eintrittskarte zum Primetime-Sendeplatz ist, da sie die Einschaltquoten mitbringt – im Gegensatz zu einer Olivia Jones. Doch was qualifiziert sie für den Job als Jurorin? Dass sie über Models urteilen kann, ist klar. Nur wo hat sie sich in unserer Community verdient gemacht, geschweige denn Ahnung davon? Während der ersten Bewertungen hat sie sich auf jeden Fall schon einige Fehltritte geleistet.

Drag Jacky-Oh Weinhaus Foto: Maximilian Pilling

Ist die Sendung in der Szene überhaupt ein Thema?

Jacky: Überraschenderweise habe ich viele Gesichter bei der Premiere gesehen, die extra aus Stuttgart, Hamburg und sogar Österreich angereist sind. Und auf meinem Youtube-Kanal sind die Videos dazu die erfolgreichsten. Scheint also Thema zu sein.

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„Im Endeffekt kommt es immer auf den Videoschnitt an, ob du wie Engel oder Teufel wirkst.“

sagt die Berliner Drag Jacky-Oh Weinhaus

Wie sahen deine Erwartungen aus?

Jacky: Von Castingshows an sich bin ich überhaupt nicht überzeugt, auch RuPaul habe ich nicht verfolgt. Für Deutschland sucht die Superstimme musst du singen können, als neues Topmodel gut aussehen. Drags sind vielseitiger. Die eine Tante kann tolle Perücken machen, die andere schminkt gut und die nächste performt eben besser. Wonach willst du da bewerten? Wiederum ist es wichtig, das Thema einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die meisten der Teilnehmerinnen kenne ich persönlich, von daher bin ich gespannt, wie ProSieben sie weiterhin zeigen wird. Im Endeffekt kommt es immer auf den Videoschnitt an, ob du wie Engel oder Teufel wirkst.

„In den Travestie-Schuppen hast du eine Ecke mit einer Kiste und keinen perfekt eingerichteten Schminktisch.“

weiß die Berliner Drag Jacky-Oh Weinhaus aus Erfahrung

Was sagst du denn nun zu den Ergebnissen?

Jacky: Für jemanden, der bisher keine Berührungspunkte mit uns hatte, ist es ein guter Einstieg, auch die Hintergründe zu erfahren. Und dann sieht man mal, wie Teilzeitmädchen backstage zu Diven werden – immer mit einem Sektchen in der Hand. Wunderbar! Allerdings hängen dort für gewöhnlich keine High Heels an der Wand und, das möchte ich mal betonen, es ist absolut falsch zu glauben, auf uns wartet ein perfekt eingerichteter Schminktisch in einem lichtdurchfluteten Raum mit lauter Schaufensterpuppen, um die sich bunte Federboas hangeln. In den Travestie-Schuppen, die ich kenne, hast du eine Ecke mit einer Kiste, vielleicht einem kleinen Spiegel und mit ganz viel Glück einem winzigen Lichtlein. Ich würde mir wünschen, dass mehr von den Bühnenshows der Einzelnen gezeigt wird. So ein Beitrag lebt auch von der Länge. Und, dass der Bildungsauftrag besser wahrgenommen wird. Hinter Travestie steht so viel mehr, allein, dass alle Geschlechter und nicht nur Männer dazugehören. Und wo der Ursprung liegt, all das fände ich wichtig. Nur vielleicht ist es dafür der falsche Sender und das falsche Publikum.

Glücklich sind die beiden dennoch, dass Drag Queens endlich die Bühne erhalten, die sie sich so lange verdient machten. Trotzdem soll nicht vergessen werden: Ob vor oder hinter der Bühne, das Showbiz ist und bleibt ein hartes Pflaster.

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Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.