Die Jung-Autorin Helene Hegemann bringt ihren Debütroman „Axolotl Overkill“ auf die Leinwand – ein wirres Spektakel.
Ein Mädchen lebt in Berlin. Mit zwei älteren Geschwistern teilt es sich eine Chaos-WG, wie sie im Buche steht. Zumindest in der Romanvorlage von Axolotl Overkill, die vor sieben Jahren für Wirbel in der Literaturszene sorgte. So prägen Alkoholkonsum, Gekreische und Nervenzusammenbrüche das instabile Umfeld der 16-jährigen Mifti. Die zwischenmenschlichen Bande in ihrem Zuhause scheinen ebenso marode wie das ungepflegte Altbau-Interieur. Dabei ist ihr Fluchtweg aus all der Lieblosigkeit und dem Verloren sein der Weg in den Exzess. Es folgen ewige Partynächte, Drogen. Die Affäre mit einer erwachsenen Frau. Dabei sind Setting und Story sind keine Novitäten, aber Coming-Of-Age am Abgrund funktioniert eben immer.
Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer schlüpft wieder einmal authentisch in die schwierige Teenie-Rolle. Sie haucht der Protagonistin abgeklärte Aufmüpfigkeit ein, lässt dennoch ihre Verletzlichkeit durchscheinen. So überzeugend ist auch die Kameraführung. Nur schwer lassen uns distanzierte Over-Shoulder-Einstellungen an die Figuren heran, zwingen uns in eine hilflose Beobachterperspektive. Nichts simuliert künstliche Nähe. Dadurch werden einige Handlungen allerdings schwer nachvollziehbar. Wie kam es wirklich zu der ungewöhnlichen Liaison mit Alice? Was ist Flashback, was Einbildung, was Déjà-vu? Dadurch bleiben die Figuren kalt und Mifti undurchschaubar.
Wir bekommen häppchenweise Szenen serviert, die zufällig ausgewählten Collagenfetzen gleichen
Hinzu kommt, dass sie dabei durch einen dramaturgielosen Alltag stolpert. Die Erzählweise des Films ignoriert jegliche Chronologie und Kohärenz. Wir bekommen häppchenweise Szenen serviert, die zufällig ausgewählten Collagenfetzen gleichen. Ein Übermaß an Eindrücken, diffus aneinandergeklebt. Axolotl Overkill lebt von atmosphärischen Bildern und Irritationen. Scheinbar zusammenhanglose Tanzeinlagen hinterfragt man gar nicht erst. Warum plötzlich ein Pinguin durch Miftis Zimmer watschelt, auch nicht. Die Dialoge wirken größtenteils improvisiert und kreisen um Nonsense-Themen wie etwa die Auswahl von Miniaturmöbeln auf Ebay. Das hat seinen Reiz, ist 90 Minuten lang jedoch tierisch anstrengend.
Der Film zeigt ein junges, außer Kontrolle geratenes Leben in Form eines Mosaiks, dessen Teile sich nicht recht zu einem Ganzen zusammensetzen lassen wollen. Es ist unterhaltsam bis nervig, Mifti dabei zuzusehen. Kaum ernsthaft berührend. Und wirklich etwas zu erzählen, hat Axolotl Overkill letztendlich auch nicht.