Anastasia Barner hätte gern Unterricht bei der Bachelorette. Aniko Schusterius muss Lehrer nicht auch noch im Fernsehen sehen.
Sie ist schön, charmant, humorvoll – und intelligent: Alisa, die aktuelle „Bachelorette“, die in der gleichnamigen RTL-Show ihren Mann fürs Leben sucht, hat gerade ihr Lehramtsstudium beendet. Nach den Ferien wird sie in Berlin an einer Grundschule arbeiten. Doch ist es gut, wenn die Schüler von einer Frau unterrichtet werden, die sie aus dem Fernsehen kennen? Und ist eine Castingshow- Teilnehmerin ein Vorbild für Kinder? Die Jugendredaktion ist uneins.
Pro: Die Idee des „Bachelor“-Formats ist, dass eine Person unter 20 anderen Menschen die „Liebe ihres Lebens“ findet. In den vergangenen Jahren gab es viel mehr „Bachelors“ als „Bachelorettes“. Im Moment läuft eine neue „Bachelorette“- Staffel – das zweite Jahr in Folge, nachdem zuvor lange nur Männer die Wahl hatten. An deren Shows gab es nie so viel Kritik wie an dieser. Ich glaube, die Frage ist, warum eine reife, junge Singlefrau nicht das gleiche Recht hat, in so einer Sendung mitzumachen, wie ein Mann. Das zeigt, wie ungerecht es immer noch ist: Frauen werden als „Schlampen“ abgestempelt, wenn sie mit mehreren Männern was haben, wohingegen ein Mann, der mit vielen Frauen im Bett war, als toller Playboy bewundert wird. Die Sendung kann zeigen, dass eine Frau das gleiche Recht hat, sich auszuprobieren. Dass die „Bachelorette“ studiert hat, macht sie zu einem guten Vorbild. Sie wird sich an ihrer künftigen Schule nicht schämen müssen.
Von Anastasia Barner, 16 Jahre
Contra: Ob sich Alisa ihre Teilnahme gut überlegt hat? Bei Poolpartys, Einzeldates und dem Abend der Rosen bekommen nicht nur die potenziellen Traumprinzen, sondern auch ihre späteren Schüler jede Menge persönliche Informationen über sie auf die Mattscheibe geliefert. Auch deren Eltern sehen womöglich zu, wie das zukünftige Vorbild ihrer Kinder einen Mann sucht. Die geskriptete Castingshow glänzt mit dramatisierten Dialogen. Nach„Dschungelcamp“ und „Germany’s Next Topmodel“ ist sie das unglaubwürdigste Fernsehformat. Dass Alisa nach der Show prominent wird, ist unwahrscheinlich. Außer einer Anfrage für besagtes „Dschungelcamp“ wird es wohl keine weiteren Aufträge geben. Das zeigen die Beispiele der früheren „Bachelors“ und „Bacheloretten“. Ein Glück, dass sie einen Beruf gelernt hat. Ob sie in dem aber noch ernst genommen wird, ist eine andere Frage.
Von Aniko Schusterius, 19 Jahre