Pubertät 2.0

 Am diesjährigen Safer Internet Day ging es um den Einfluss von Internetpornografie auf Jugendliche

von Leo Gergs , 19 Jahre

Etwa 138 Minuten verbringen Jugendliche – einer Studie aus dem Jahr 2010 zufolge – täglich im Internet. Und kommen dabei heute fast unvermeidlich auch mit pornografischen Darstellungen in Kontakt.

Genau diesem Thema widmet sich die Initiative der Europäischen Union „klicksafe“ in ihrer aktuellen, für den Schulunterricht bestimmten Handreichung „Let’s talk about Porno“. Das neue Unterrichtsmaterial, das gemeinsam mit dem Landes­medienzentrum Baden-Würtemberg und dem bayrischen Landesverband der Beratungsstelle „pro familia“ ausgearbeitet wurde, ist vergangene Woche im Rahmen des diesjährigen „Safer Internet Day“ vorgestellt worden. Hauptanliegen des Materials ist es, eine Grundlage für Lehrer und Schüler zu schaffen, auf der man sich mit Internetpornografie auseinandersetzen kann. Denn, so Birgit Echtler, Geschäftsführerin von „pro familia“, „viele Lehrer brauchen noch Unterstützung bei dieser Problematik, die bis vor wenigen Jahren in der Schule noch kein Thema war“. Dass eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema Pornografie in der Schule unbedingt notwenig ist, zeigen Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2009, nach der 80 Prozent aller 13-Jährigen bereits mit pornografischen Darstellungen in Kontakt gekommen sind. Denn, auch wenn einschlägige Filme und Bilder erst ab 18 Jahren freigegeben sind, bietet das Internet einfache Möglichkeiten, diese Altersgrenze zu umgehen.

Davon weiß auch der 18-jährige Schüler Younes zu berichten: „Es kann passieren, dass man auf einer normalen Internetseite auf irgendein Banner stößt, das zu Seiten führt, die jugendgefährdende Inhalte haben.”

Warum diese pornografischen Darstellungen nicht für Jugendliche zugänglich sein sollten, erklärt der Sexualwissenschaftler Sebastian Kempf. In einem Porno, so Kempf, werde die sexuelle Handlung nur ­inszeniert. Ein unerfahrener Jugendlicher erhalte folglich eine wirklichkeitsfremde Vorstellung von Geschlechtsverkehr, die mit Erotik nicht mehr viel zu tun habe.  Neben dem Problem der Internet-Pornografie beschäftigt sich „Let’s talk about ­Porno“ aber auch mit den in der ­Gesellschaft herrschenden Schön­heits­idealen und geht all­gemein auf die  psychischen und physischen Veränderungen ein, die Jugendliche in der Pubertät erleben.  Auch in diesem Punkt passt die Handreichung  also zum „Safer ­Internet Day“, der in diesem Jahr unter dem Motto „Pubertät 2.0: Aufwachsen in sexualisierten Lebenswelten“ stand.

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