Theatergruppe von ACT beim Stück "Kings & Queens"
Die Schauspielerinnen und Schauspieler von "Kings & Queens" auf der Bühne

Theaterverein ACT: „Jeder ist willkommen, Castings gibt es nicht“

Bei den Projekten von ACT dürfen alle mitmachen – egal, welchen Hintergrund sie haben. Wir haben mit Anna Maria Weber aus dem Leitungsteam gesprochen.

Was macht eure Theaterprojekte so besonders?

Bei uns führen die Spieler selbst Regie. Und die Theatergruppen sind komplett durchmischt. Ob 13 oder 26 Jahre alt, egal welcher Schulabschluss, egal welche Herkunft. Natürlich gibt es da auch einige mit krassen Biografien. Das gibt uns deutschlandweit vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal. Die meisten kommen aber zu uns wegen der gemeinsamen Sache und der tollen Atmosphäre.

Wie sieht diese Atmosphäre aus?

Dadurch, dass es keinen Kursleiter gibt, der sagt: „Wir führen dieses Stück auf, hier ist dein Text und in Szene drei läufst du von hier nach dort“, können die Jugendlichen selbst entscheiden, was aufgeführt wird. Sie bringen Songs und Texte mit oder kreieren eigene. Das bedeutet Arbeit und Verantwortung. Aber niemand muss etwas tun, bei dem er sich unwohl fühlt. Jeder hat sein Vetorecht und kann Feedback geben. Und da lacht niemand drüber. In erster Linie ist das harte Arbeit. Unsere Kursleiter haben dafür eine intensive Ausbildung absolviert.

Lehrer sind doch auch ausgebildete Pädagogen …

In der Schule geht es aber nicht um den Einzelnen. Dort herrscht Druck. In der Schule gibt es Noten für Dinge, die du machen musst. Das kann ganz schön demütigend sein. Aber Lehrer sind dafür nicht der Grund, sondern eher die vielen Vorgaben, an die auch sie sich halten müssen. Deshalb sind wir auch an Schulen aktiv.

Und jeder darf mitmachen?

Jeder ist willkommen, Castings gibt es nicht. Und die Teilnahme ist kostenlos. Wir treffen uns das Schuljahr über einmal in der Woche. Mit der Zeit geht es dann in die Produktion. Und die wird dann auch in Theatern aufgeführt.

Was nehmen die Spieler mit?

Die meisten lernen, sich selbst zu vertrauen, weil sie nicht schlecht oder falsch handeln können. Und das zeigen sie ziemlich überzeugend auf der Bühne. Wir werden nach den Vorführungen oft gefragt, wo wir denn all die beeindruckenden Spieler gefunden hätten. Tja, die sind überall. Nur werden sie anderswo aussortiert.

Für Kurzentschlossene: In der „Active Player“-Gruppe in Kreuzberg sind noch Plätze frei.

Beitragsbild: Friederike Faber

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Kategorien Kultur Spreewild Theater

Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.