Elen
Interview

Elen veröffentlicht „Blind über Rot“: „Ein konkretes Ziel habe ich nicht“

Elens musikalische Karriere begann auf Berlins Straßen. Dann kamen „The Voice of Germany“, Marius Müller-Westernhagen, „Inas Nacht“. Morgen steht ein weiterer Meilenstein an.

Das Interview führte Rosina Link

Mit Straßenmusik begann ihr musikalischer Weg. Schönhauser Allee Arcaden, Alexanderplatz. Geboren in Berlin, lang gelebt in Berlin, viel gesungen in Berlin. Bei „The Voice of Germany“ wurde sie bejubelt. Wieder Straßenmusik. Dann die Überraschung: Marius Müller-Westernhagen entdeckt sie, nimmt sie mit auf Tour. Sie wird bekannter und bekannter. Heute macht Elen – Mit Betonung auf dem zweiten E – Studiomusik.

Und während die deutsche Popsängerin gerade die Erfolgsleiter nach oben klettert, bringt sie ihre erste Platte „Blind über Rot“ heraus. Sie verspricht Texte mit Tiefe, Melodien mit Wiedererkennungswert, Musik mit Kraft. Mit uns hat Elen über ihren kleinen Goldschatz geredet.

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Nachdem Elen ihre Single „Liegen ist Frieden“ bei Inas Nacht sang, schoss der Song in die Top 3 der iTune-Charts.

Ein Album aufzunehmen, dazu dein erstes mit deutschen Songs, muss ein aufregender Prozess sein. Wie ist das abgelaufen?

Ich habe mich vor Schreibtreffen immer hingesetzt und überlegt, was Themen sein könnten, worüber ich sprechen möchte, was mich bewegt. Ich bin mit einem Überthema in eine Session gegangen, um mit den Jungs und Mädels die Songs zu schreiben. Meistens war es so, dass wir uns erstmal zusammengesetzt, gequatscht und geguckt haben, wie es uns geht, in welche Richtung das Schreiben möglich ist. Machen wir eher etwas lustiges, weil wir total albern sind? Machen wir eher etwas schweres, weil heute nicht so ein guter Tag ist? Dann haben wir sehr viel miteinander gesprochen, geschaut, wo wir uns einig waren, wo nicht. So entstand Stück für Stück ein Song. Meistens haben wir mit dem Refrain angefangen.

Von Verdrängungen der eigenen Problemwelt („Lass uns ja nicht drüber reden“) und brennenden, zerbröckelnden Beziehungen („In Flammen“) bis zu morgendlichen Wünschen („Liegen ist Frieden“) – dein Album portraitiert erschreckend echt unsere Gesellschaft, unser Leben. „Andere Arcaden“ erzählt jedoch von einem ganz bestimmten, echten Leben.

Der Song beschreibt konkret eine Person, die ich öfter gesehen habe, wenn ich bei der Schönhauser Allee Straßenmusik gemacht habe. Dort gab es einen Obdachlosen, der oft unter der Brücke saß mit einem Pappschild. Auf diesem stand, er brauche noch 50 Euro, um wieder nach Hause zu kommen. Man hat eindeutig gesehen, dass er ziemlich weg war – Drogen oder ähnliches. Alleine mit einem Loch im Magen, nasse Schuhe, verletzte, offene Arme, dieses Schild am Einkaufswagen. Ich habe versucht musikalisch ein Bild zu zeichnen von ihm und seiner Geschichte.

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Nicht nur in „Andere Arcaden“ machst du eine Zeitreise in die Vergangenheit, auch das Lied „Luftschlösser“ katapultiert uns in die Kindheit.

Klar, Luftschlösser erzählt von der Kindheit, es sind Bilder, die wir alle kennen. Mit dem Bolzplatz und Sand in den Schuhen. Wann man wieder rechtzeitig nach Hause kommen muss. Bei dem Song ging es mir um dieses in Frieden sein mit der Situation, mit dem Moment, mit dem Glück, das man hat, einfach so klarkommen zu können. Die eigene Welt, die eigentlich nur aus drei Straßen besteht. Die eigene Welt, die gar nicht viel mehr braucht als gute Freunde, eine tolle Familie oder einen tollen Partner. Ich habe manchmal das Gefühl, unser „höher, schneller, weiter“-Denken mache diesen Frieden kaputt. Ich glaube auch ich muss mich selbst ab und zu ermahnen wieder zurück zu gehen, genügsamer zu werden, die Momente zu genießen, so, wie ich sie gerade geschenkt bekommen habe.

In dem Lied „5 Meter Mauern“ singst du von dem eigenen Gefängnis, gebaut hinter unüberwindbaren 5 Meter hohen Mauern. Du fängst an zu singen: „In meinem Kopf ist ein blauer Himmel, ist von Gedanken bedeckt, doch in meine Ohren flüstert eine Stimme: Du bist nicht in Ordnung.“ Hast du das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein?

Ja, ich habe schon das Gefühl manchmal nicht in Ordnung zu sein. Ich weiß nicht, ob ich jemand kenne, der sich, so wie er ist, in Ordnung fühlt. Nein, ich kenne niemanden.

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Warum hast du den Titel „Blind über Rot“ für dein so facettenreiches Album gewählt?

Es hat zwei Gründe. Der Song war der erste, der beim Songwriting so richtig funktioniert hat. Ich hatte gleich das Gefühl er sei genau richtig. Es ist aber auch ein Song, den man über die anderen stellen kann, der die Platte an sich ganz gut vereint.

Dein kleiner Goldschatz erscheint morgen und wird hoffentlich ein wenig Blindheit auffressen. Dein Erfolg wächst. Kletterst du mit einem Ziel?

Es gibt ein paar Dinge, die ich gerne machen möchte, beibehalten möchte. Zum Beispiel: Musik machen. Draußen sein. Draußen wohnen. Ein konkretes Ziel habe ich jedoch nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen und schaue dann, ob es richtig ist. Im Moment ist es das. 

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