My ugly Clementine
My Ugly Clementine, das sind Sophie Lindinger (b/voc) Mira Lu Kovacs (git/voc) Kathrin Kolleritsch (dr/voc) Nastasja Ronck (git/voc).
Interview

My ugly Clementine: „Wir wollen nicht auf unser Geschlecht reduziert werden“

Eine neue Band um Leyya-Sängerin Sophie Lindinger sorgt gerade für Aufsehen. My Ugly Clementine, das sind vier szenebekannte Frauen aus Wien, die über Selbst- und Nächstenliebe singen und schwere Gitarrensounds mit leichten Melodien verbinden. Ihr Debüt-Album „Vitamin C“ ist gerade erschienen. Wir haben mit Sophie über ihre neue Supergroup gesprochen.

Von Maleen Harten

Sophie, du schreibst die Songs für My ugly Clementine, nimmst sie auf, produzierst sie. Siehst du dich als Frontfrau der Band?

Nein, überhaupt nicht, wir sind alle gleich, es gibt auch keine Hauptstimme. Jeder Song wird von einer anderen performt, jede Person steht anders im Fokus. Auch auf der Bühne stehen wir in einer Reihe oder in einem Halbkreis. Jeder ist equal.

Ihr nennt euch explizit nicht Girlband sondern Supergroup. Warum?

Naja, ist eine Band, die nur aus Männern besteht, eine Boyband? Die sind einfach eine Band. Also warum werden wir als Girlband bezeichnet? Wir wollen Musik machen, gemeinsam. Und nicht auf unser Geschlecht reduziert werden. Hat unser Geschlecht überhaupt etwas mit unserer Musik zu tun? Es sollte einfach normal sein, dass wir eine Band wie jede andere sind.

Es gibt aber natürlich auch nicht so viele rein weibliche Bands. Vor allem kaum Schlagzeugerinnen.

Ja, ich verstehe den Hintergrund natürlich, aber da gibt es eben einfach ein Grundproblem. Es ist ein Teufelskreis. Es gibt wenig Instrumentalistinnen, deswegen haben junge Mädchen auch kaum weibliche Vorbilder. Und wenn es weniger gibt, dann kommen weniger nach, das ist eben das Problem. Wie man berichtet, wie man Wörter verwendet in dem Umgang mit diesen und jenen Bands, welche Bands man für Festivals einlädt. Das ist ein großes Problem, da sind Frauen unterrepräsentiert. Deshalb sind wir noch immer eine Sensation. Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder. Deswegen ist es wichtig, darüber zu sprechen.

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Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Die Wiener Musikszene ist nicht besonders groß. Man kennt sich untereinander. Ich hatte Songs zusammen, die nicht zu meinem anderen Projekt [vorher bei Leyya, Anm. d. Red.] gepasst haben. Ich wollte damit etwas Neues machen und hab Leute gesucht, die ich interessant finde. Mira (Gitarristin) war die einzige, mit der ich schon befreundet war. Katrin (Schlagzeugerin) habe ich auf Instagram angeschrieben, wir haben uns schon häufiger auf Festivals getroffen. Und Nasti (Bassistin) ist dann durch die Gruppe ausgewählt worden.

Wie haben die Leute auf euer neues Projekt reagiert?

Wir hatten ja alle schon begonnen, uns in der Musikszene einen Namen zu machen. Deshalb war die Aufmerksamkeit auch plötzlich so groß. Jeder meinte so: Oh, ich kenne die alle. Oh, die machen jetzt plötzlich was gemeinsam. Oh, das ist ja spannend. Deswegen ging das ein bisschen schneller mit der Bekanntheit.

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Würdest du sagen, ihr macht Pop-Musik?

Man kann dazu vielleicht Pop sagen, aber die Besetzung ist wohl eine klassische Rock-Besetzung. Aber das Beste ist sowieso immer, es sich anzuhören. Aber natürlich wollen die Leute irgendwie wissen: Ist das etwas, was ich gerne hören würde? Und dann braucht man ein Genre. Ich verstehe das, aber es ist total schwer. Deswegen sage ich gerne: Rock/Pop. Schwere Gitarren mit leichten Melodien.

War es jemals eine Frage für euch, ob ihr auf Englisch oder auf Deutsch singt?

Das war nie eine Frage. Für mich war immer klar, dass ich auf Englisch singe und schreibe. Die Sprache klingt einfach am melodischsten.

Was wollt ihr transportieren?

Wir wollten diese Schwere der Gitarren aber die Leichtigkeit der Melodien. Texte, die ernst sind und wichtig. Aber ich wollte dem ganzen auch etwas Positives geben, mit Songs, die gute Laune machen. Wir wollen Spaß haben. Die ernsten Texte sollen endlich wieder eine Leichtigkeit bekommen. Man soll mitsingen können. Man soll sich reinflashen können.

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Was ist eure Botschaft?

Ich sehe es jetzt nichts als meine Aufgabe zu predigen. Für mich ist es wichtig, dass es normal ist, dass wir eine reine Frauenband sind. Ich will gute Musik machen. Textlich, von der Aussage her, geht es um Empowerment. Das meine ich jetzt nicht nur im feministischen Sinne. Sondern ein Empowerment von einem selbst: Selbstliebe, Nächstenliebe, das Einstehen für sich selbst aber auch für andere. Das ist eine grundsätzliche politische Ausrichtung, denn Nächstenliebe ist heutzutage auch oft politisch. Was eigentlich Wahnsinn ist.

Wie schon gesagt machst du ja alles ziemlich in Eigenregie. Ist das nicht total viel Arbeit?

Lustigerweise nicht. Das ist echt so spannend. Wenn man mal in Fahrt ist und einen Song schreibt, dann will man den auch unbedingt fertig machen. Dann will man ihn aufnehmen, daran arbeiten, daran schrauben. Das geht eigentlich extrem schnell. Wenn man inspiriert ist, dann ist es so (schnipst). Und dann ist das Album plötzlich fertig und du hast gar nichts davon mitbekommen. Klar, ist es schon viel Arbeit. Ich muss alles mikrophonieren, alles einspielen, Leute um Hilfe bitten. Ich muss die Texte schreiben, schauen, dass alles so ist, wie ich es will. Aber es ist einfach eine Leidenschaft.

Was inspiriert dich?

Natürlich nur Autobiographisches. Mir fällt es zum Beispiel total schwer, mir eine Fantasie-Geschichte auszudenken, weil es mich dann nicht emotional berührt. Und das ist mir total wichtig. Gesellschaftliche Themen, aber auch persönliches.

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