Bangs (AOB)
Die Berliner Rap-Gang AOB wachse wie ein Virus, sagt Mitglied Bangs. Sein Soloalbum soll dazu beitragen.
Interview

„Ich lebe, worüber die Leute rappen“ – AOB-Mitglied Bangs bringt Solo-Album raus

In der Berliner Straßenrap-Szene haben sich AOB bereits einen Namen gemacht. Am Freitag bringt Crew-Mitglied Bangs sein erstes Soloalbum raus, das den großen Erfolg bringen soll. Die Platte sei nicht das, was alle gerade machen, verrät er im Interview.

Das Interview führte Lukas Breit

Du gehörst seit Jahren fest zur Neuköllner Rap-Gang AOB (Army of Brothers). Freitag kommt dein erstes Soloalbum raus. Wurde es Zeit, dass jeder allein weitermacht?
Auf der „Auf Achse“-EP hat jeder einen eigenen Song gemacht. Das hat uns angespornt, gutgetan, den Ehrgeiz geweckt. So kam es dazu.

Was erwartet uns?
Die Platte ist auf jeden Fall nicht das, was alle gerade machen. Brenk Sinatra, ContraBeatz und BulletBeats haben die Beats produziert. Das Album ist auf die Fresse, aber es gibt auch entspanntere Songs. Der Sound geht nach vorne, ich habe das Album nicht umsonst „Alles Gefickt“ genannt. Ich will, dass die Leute meine Songs ihren Freunden zeigen und sagen: Guck mal, was er hier sagt.

Wie war es, allein im Studio zu stehen?
Man muss keine Kompromisse machen. Wenn du einen Beat nicht willst, nimmst du ihn nicht. Aber die Jungs haben mir auch gefehlt. Und man muss viel mehr schreiben.

Wie würdest du dich und deine Musik jemandem beschreiben, der dich nicht kennt?
Bangs macht harten Straßenrap. Ich will jetzt nicht sagen „echt“ – das ist ausgelutscht. Aber wir haben auf jeden Fall was erlebt. Bangs ist jemand, den man auf der Straße treffen kann. Das, was die meisten Leute rappen, das leben meine Jungs und ich. Wir, AOB, sind eine Gruppe, die auch wirkliche Freunde sind. Chapo und Almani waren sogar mit mir auf einer Schule.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Übernimmst du bei AOB die Papa-Funktion?
Papa würde ich jetzt nicht sagen, aber ich mach mir schon viele Gedanken um die Jungs. Ich glaube, dass es immer einen gibt, der bei gewissen Dingen vorangehen muss. Aber jeder ist bei uns sein eigener Herr. Ich würde aber nicht sagen, dass ich der Boss bin. Ich würde es auch nicht mögen, wenn es ein anderer sagt. Die Jungs können sich auf jeden Fall auf mich verlassen.

Was ist mit Tarit, warum hat er aufgehört?
Eine Zeile von ihm lautete auch: „Ich brauche nicht dieses Gold.“ Er braucht diese Aufmerksamkeit nicht. Das ist seine Sache, die er so entschieden hat. Jeder wählt seinen Weg. Aber natürlich vermisse ich ihn.

„AOB wächst wie ein Virus.“

sagt Bangs (AOB)

Wie kommen die Konstellationen auf euren Tracks zustande?
Manchmal habe ich einfach Bock mit Haki was zu machen, dann schreibe ich ihm und wir treffen uns im Studio. Wir machen das, wie wir es gerade fühlen. Wenn ein Beat läuft und ich und ein anderer feiern den, machen wir halt zusammen einen Song. Wir haben jetzt auch ein neues Level an Output, es soll alle drei Wochen ein Song von uns kommen. Während der eine an seinen Sachen arbeitet, arbeitet der andere an seinem Zeug. Wir haben schon einen Plan für das gesamte Jahr.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In Berlin kennen euch mittlerweile sehr viele Jugendliche. Wie schätzt du euren Bekanntheitsgrad ein?
Das ist schwer. Ich habe nur 5.200 Follower auf Instagram, aber dann werde ich zum Beispiel plötzlich in Hamburg auf den Straßen erkannt. AOB wächst wie ein Virus.

Im Mai hattet ihr euer erstes eigenes Konzert im Maze. Wie war das?
Das war krass. Wir hatten dank Said schon Auftritte davor, aber im Maze ging es zum ersten Mal nur um uns. Da waren wir richtig stolz! Insgesamt waren 270 Leute da. Ich schwöre dir, der Schweiß ist dort von der Decke runtergetropft. Das Geile war, dass beim ersten Track direkt alle mitrappen konnten. Das Gefühl kannte ich noch nicht. Das war wie eine Belohnung für die Zeit davor.

instagram-banner-vollbreit

Seit wann seid ihr bei Said?
Seit drei Jahren kennen wir uns. Ich habe ihm viel zu verdanken. Erstmal kennen alle Leute, die ihn feiern auch mich. Er hat in mir viel Disziplin geweckt. Manchmal hat er mich angerufen und gesagt: „Dicka, du schläfst bis 14 Uhr, was ist los mit dir?“. Dieses Kontinuierliche in der Musik hat er in mir geweckt. Als er uns kenngelernt hat, hat er gesagt, dass wir wie ein Kinderzimmer seien: Es ist alles drin, was man braucht, aber es ist unaufgeräumt. Er hat mir auch viele Tipps fürs Rappen gegeben. Said schreibt ja kranke Hooks. Er hat mir beigebracht wie man Ohrwurm-Hooks schreibt. Jeder nimmt von dem anderen was mit. Wir haben ihn wieder so ein bisschen wild gemacht. Dickes Dankeschön an Said!

Mittlerweile gibst du auch Interviews. Ist das Arbeit für dich?
Das ist unterschiedlich. Wenn du eine sehr volle Woche hast, kann es anstrengend sein. Generell macht es aber Spaß, so wie gerade mit dir. Ich finde mittlerweile Video-Drehs anstrengender. Wir hatten schon so viele Eskapaden bei Drehs wie zum Beispiel einen Autounfall. Einmal hat ein Pitbull in das Objektiv gebissen und dann war die Kamera kaputt. Ich hatte auch eigentlich ein Video in New York für einen Song für den Boxer Rocchigiani gemacht, aber dann haben sich er und der Kameramann verstritten und das Video ist niemals rausgekommen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wird es einen dritten AOB-Sampler geben?
Auf jeden Fall. Wir haben auch schon einen Namen und eine Cover-Idee.

Wie war deine Kindheit?
Mein Elternhaus war sehr gut, meine Eltern haben beide gearbeitet. Ich habe sehr viel Liebe zu -Hause gehabt, aber ich hab meinen Weg selbst gewählt. Ich wollte immer draußen auf der Straße sein und hätte auch schnell abrutschen können. Ich hatte in der letzten Zeit ein paar Probleme. Langsam geht es in die Richtung, dass es sich nach Erfolg anfühlt.

Auf „Mama“ rappst du: „Mama dachte, ich werde Anwalt oder Richter, heute steh ich mit dem Anwalt vor dem Richter.“ Wie sieht sie deine Karriere mittlerweile?
Jede Mutter sieht in ihrem Sohn ihren Schatz und ihre Nummer 1. Natürlich habe ich meine Mutter oft enttäuscht. Es hat damit angefangen, dass ich als Kleiner immer meine Fünfen aus der Schule unter meinem Bett versteckt habe. Irgendwann hat sie dann die Noten gefunden, die sich dort über zwei Jahre angesammelt hatten. Meine Mutter hat mich immer bei meinen Gerichtsterminen begleitet. Egal, wo ich war, sie war dabei. Der Song ist wie eine Entschuldigung an sie. Sie hat letztens gesagt, dass sie stolz ist auf mich, wie ich das Ganze durchgezogen habe. Sie sieht ja, was ich zu Hause rumstehen habe. Ich hab nur 3 800 Likes bei Facebook, aber ich bekomme ein Paket von Carlo Colucci zugesendet. Ich glaube, dass meine Mutter versteht, dass ich nichts Böses mache.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie kam es zu der Rolle bei der Netflix-Serie „Skylines“?
Die brauchten Leute, die Faxen machen und da sind die auf uns gekommen. Wir waren genau die, die sie brauchten. Ich wusste damals ehrlich gesagt gar nicht, dass die Serie so groß ist.

Durftet ihr euren Dialog selber improvisieren?
Die haben uns ein Leitbild gegeben und gesagt, dass wir es so sagen sollen, wie wir es auch in echt sagen würden. Am Anfang stand sogar im Drehbuch, dass einer von uns eine Schelle bekommt, aber das ging gar nicht. Von uns bekommt in echt keiner eine Schelle, also auch nicht in der Serie. Am Schluss in den Credits steht auch, dass wir uns selber gespielt haben. Wer kann das schon von sich behaupten?

Spürst du viel Neid auf den Berliner Straßen? Wollen sich manche gegen euch beweisen?
Neid spüre ich auf jeden Fall, aber auch viel Zuspruch, wenn ich draußen herumlaufe. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand negativ auf meine Musik reagiert hat. Die Leute mögen uns, weil wir so sind wie die.

instagram-banner-vollbreit

Auf „Friss den Beton“ rappst du schon 2011 darüber, dass du zu McFit gehst. Ziehst du momentan durch?
Zurzeit mache ich sehr viel Sport. Früher habe ich 105 Kilo gewogen und jetzt nur noch 85. Ich will meinen Hörern mit auf den Weg geben, dass du für dich selbst verantwortlich bist. Lass dich nicht hängen! Jeder sollte seine Ziele verfolgen. Holt das Beste aus euch raus! Mir ist Sport sehr wichtig, es ist ein guter Ausgleich für mich geworden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Was ist dein Traumfeature?
Eminem, allein wegen meiner Kindheit. Mit den Jungs von Mobb Deep würde ich auch gern etwas machen. Aus Deutschland würde ich gerne mit SSIO einen Song machen, ich mag seine Attitüde.

Wie sieht es mit den anderen von AOB aus – haben die auch Solo-Musik geplant?
Chapo, Abiad und Almani arbeiten gerade zusammen an einer EP. Haki arbeitet gerade auch an einem Solo-Projekt. Alle sind am Machen und es wird auch wieder eine Gruppen-Platte geben. Die Fans werden auf ihre Kosten kommen.

Was erhoffst du dir für die Zukunft?
Erstmal, dass alle gesund bleiben, dass wir alle glücklich und zusammenbleiben. Es wäre das Schlimmste, wenn uns der Erfolg auseinanderreißen würde.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Instagram Interview Musik

Ich bin der Lukas und 18 Jahre alt. Ich schreibe gerne Artikel, am liebsten über Fußball, weil ich mich dafür brennend interessiere. Ich habe eine Dauerkarte bei Hertha BSC und gehe jedes zweite Wochende, bei einem Heimspiel, ins Stadion.