Dennis Lloyd
Anstatt die Oberschule zu besuchen, studierte der israelischer Musiker Dennis Lloyd Jazz.
Interview

Dennis Lloyd: „Ich fühle mich verantwortlich, über bestimmte Themen zu singen“

Mit „Nevermind“ wurde Dennis Lloyd ein globales Phänomen. Eine ganze Generation tanzt zu seinem Hit. Im Interview erzählt er vom Reisen und warum er ein Jahr lang keine Musik gehört hat.

Du reist derzeit um die Welt. Wo fühlst du dich zu Hause?
Zu Hause bin ich in Tel Aviv mit meinen zwei Hunden. Natürlich leben dort auch meine Familie und viele Freunde. Ich denke, ich bin dort zu Hause, wo die Menschen sind, die ich am meisten liebe.

Warum hast du dich entschieden, mit 21 Jahren dein Zuhause zu verlassen und nach Bangkok zu reisen?
Ich wollte mich auf mich selbst fokussieren. Ich ging nach Bangkok, ohne zu wissen, wie lange ich dort bleiben würde. Ich musste herausfinden, wer ich bin und wie mein Sound klingt. Ich lebte dort ein Jahr und fühlte mich oft isoliert.

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Was ist das Beste an einer Tour?
Die Leute, mit denen ich reise, sind für mich wie Familie. Mein
Saxofonspieler ist einer meiner ältes­ten Freunde, wir kennen uns jetzt schon seit zwölf Jahren. Eine Tour ist immer wieder eine aufregende Erfahrung, es ist schön, das mit meinen Freunden zu teilen.

Was hast du in dieser Zeit der ­Isolation gelernt?
Vieles. Als ich 21 Jahre alt war, hatte ich viele Fragen: Was werde ich in meinem Leben machen? Wie werde ich Geld verdienen? Ich wollte mich mit den Ängsten der Zukunft und der Vergangenheit konfrontieren. Als ich das Gefühl hatte, vieles über mich gelernt zu haben, bin ich wieder zurück nach Hause.

„Ich möchte Nachrichten verbreiten, die Mut machen für eine gute ­Zukunft.“

Dennis Lloyd

Wie hat diese Erfahrung deine Musik beeinflusst?
In Thailand habe ich nie Musik gehört. Wenn ich etwas hören wollte, habe ich es selbst gespielt.

Hast du dich in dieser Zeit auch für den Künstlernamen Dennis Lloyd entschieden?
Nein, das war vor Bangkok. Ich wollte einen Namen, an den man sich direkt erinnert. Außerdem wollte ich ein Alter Ego erschaffen, durch das ich mich richtig entfalten kann. Nur meine Familie und Freunde kennen mich wirklich und der Welt zeige ich nur das, was ich möchte.

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Was inspiriert dich zu einem Song?
Alles in meinem Leben: Beziehungen, Depressionen, Ängste. Wenn ich einen Song schreibe, starte ich nur mit ein paar Akkorden oder einer Melodie, die ich in meinem Kopf habe. Und wenn mir die Melodie gefällt, beginne ich, den Songtext zu schreiben. Ich schreibe, mixe und produziere meine Musik für mich allein, meistens in meinem Schlafzimmer oder im Studio.

Fühlst du dich verantwortlich, über bestimmte Themen zu singen?
Natürlich. Wobei es nicht nur um das Singen geht, sondern auch im Allgemein darum, meine Message zu verbreiten. Bei Liveshows rede ich zum Beispiel oft über Hass, den ich in der Highschool erfahren musste. Ich möchte Nachrichten verbreiten, die Mut machen für eine gute ­Zukunft.

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Möchtest du dein ganzes Leben auf der Bühne stehen?
Ich liebe es, auf Tour zu sein, und musikalisch habe ich alles erreicht, was ich je wollte. Ich bin an einem Punkt, an dem ich es einfach genießen kann, meine Musik vor Leuten zu spielen. Aber ich liebe es auch, im Ozean zu tauchen. Musik und Tauchen sind meine größten Hobbys. Vielleicht möchte ich eines Tages auch mal eine Familie haben – oder mehr Hunde. Aber momentan bin ich einfach nur dankbar, so glücklich zu sein.

Über Dennis Lloyd

  • Eigentlich heißt Dennis Lloyd Nir Tibor. Vom Traum beflügelt, international wahrgenommen zu werden, wählte der israelische Musiker seinen Künstlernamen ganz bewusst, um ein möglichst vielfältiges Publikum zu erreichen.
  • Lloyd wurde 1993 in Tel Aviv geboren. Mit acht Jahren spielte er Trompete, mit 13 lernte er Gitarre, mit 23 stand er in halb Europa hoch in den Charts.
  • Ein Jahr lang wohnte der Musiker im thailändischen Bangkok. In dieser Zeit war er musikalisch extrem produktiv: Er schrieb etwa 40 Songs – auch „Nevermind“.
  • „Nevermind“ wurde mehr als 750 Millionen Mal gestreamt. In sieben Ländern bekam Lloyd Platin, in den Alternative Radiocharts in den USA erreichte der Song Platz 3.
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Ich bin einfach nur Alma, 19, Abiturientin und immer auf der Suche nach etwas Neuem. 
In der Jugendredaktion bin ich seit Dezember 2015, weil es für mich am spannendsten ist, die Welt aus möglich vielen Perspektiven zu betrachten und dann in Worte zu fassen.