Jahrelang sang Elen auf den Straßen Berlins. Dann wurde sie zur Teilnahme an „The Voice of Germany“ überredet und legte sich mit dem Bezirksamt Mitte an. All das ist längst Geschichte.
Von Rosina Link, 15 Jahre
Die 17-jährige Elen steht auf einer der unzähligen Straßen der Stadt und spielt Gitarre. „Beim ersten Song haben meine Hände immer so gezittert, dass ich nicht wusste, ob ich es schaffe, die Akkorde richtig zu greifen“, erzählt sie während eines kleinen Konzerts, das sie gerade anlässlich ihrer neuen EP vor Journalisten gespielt hat. Ihr Repertoire umfasste damals drei Songs. 30 Minuten lang präsentiert sie die im Loop.
So begann Elens Reise als Musikerin.
Heute ist die Singer-Songwriterin 30 Jahre alt und steht bei Universal unter Vertrag. Sie singt noch immer. Das Gitarre-Spielen hat sie ihren Bandkollegen übergeben. Ihr Repertoire ist ordentlich angewachsen. Sie könnte damit Stunden füllen, ohne auch nur einen Song wiederholen zu müssen.
Bereits im August hat Elen mit „Hallo“ ihre erste deutschsprachige Single rausgebracht. Vor wenigen Tagen folgte nun die EP „Liegen ist Frieden“. Die gleichnamige Single kletterte direkt auf den dritten Platz der iTunes-Charts. Sich für das Musikmachen zu entscheiden, hat Elen Mut abverlangt. Die in Marzahn aufgewachsene Sängerin erzählt von dieser inneren Stimme, die ihr, als sie in der Oberstufe keinen Sinn gesehen hat, nicht nur ins Ohr geflüstert, sondern geschrien hat, sie müsse einen anderen Weg gehen. Elen hat auf diese Stimme gehört und die Schule abgebrochen.
Wie sich Mut ausgezahlt hat
Sie wusste nicht, wie es weitergeht. Sie wusste nicht, was sie erwartet. Sie wusste nicht, ob sie mit Musik überleben kann. Und doch ist sie auf die Straße gegangen und hat einfach angefangen.
Dieser Mut formte sie, wie Elen mit einem Lächeln berichtet. Sie suchte mit Menschen aus dem Kiez das Gespräch, die sie zuvor nie wahrgenommen hat. Es entstanden immer mehr Songs, die nicht von Bejoncé oder Namika stammten, sondern von ihr. Von Elen.
Anfangs schrieb sie eigene englische Texte, die auf ihrem ersten Album zu hören sind. Es sei aber schwieriger gewesen als gedacht, Gefühle über diese Sprache zu vermitteln. Erst, als sie auf deutsch sang, war es ihr möglich, ganz sie selbst zu sein. Sie fühlte sich damit wohler – und echter.
Und dann sprach wieder diese innere Stimme und hat Elen dazu inspiriert, sich dem Musikmachen auf einer anderen Art und Weise zu widmen. Sie trennte sich von der Straßenmusik mit allem, was dazugehörte. Die Arbeit mit einem Label hat gerufen.
Seither konzentriert sich die junge Berlinerin ganz und gar auf die Musik. Sie schreibt und produziert mit anderen immer mehr Songs, probiert aus und veröffentlicht. Im Frühling 2020 soll das nächste Album erscheinen.
Man muss ihr einfach zuhören
Die Leidenschaft für die Musik sei irgendwie schon immer da gewesen, sagt sie. Mit 6 oder 7 habe sie in ihr geliebtes Freundebuch von Diddl, von dem sie sogar zwei besaß, das Wort „Sengerin“ eingetragen bei der Frage nach dem Berufswunsch. Dieser Wunsch ging in Erfüllung.
Elen lässt literweise Herzblut in ihre Songs einfließen. Persönlicher und ehrlicher könnte es kaum sein. Sie schafft es, die strahlendsten und düstersten Momente des Lebens – auch wenn sie noch so unbedeutend scheinen – in Worte zu kleiden.
Man hört ihr zu. Man muss ihr einfach zuhören.