Unsere Autorinnen haben sich beim Hören gefühlt, als würden sie die Gänge einer Galerie entlang schreiten. Die Gemälde sind beeindruckend.
Von Rosina Link und Tamina Grasme
Fabers Musik verwirrt auf den ersten Blick: Soll das jetzt Indie, Folkrock, Balkan-Pop oder doch Punk im Klassikgewand sein? Auch sein neues Album „I fucking love my life“ lässt sich nicht wirklich in eine Genre-Schublade stecken.
Die Songtexte des Schweizer Singer-Songwriters stehen (immer noch) inhaltlich in krassem Kontrast zu den Polka-Pop-Klängen, mit denen sie vertont sind. Ist das jetzt Ernst oder Ironie? Spricht hier nun eine Kunstfigur oder soll das ein privater Einblick sein? Faber nimmt in seinen Songs die unterschiedlichsten Rollen an, er schockiert auch manchmal durch Wortwahl und Ausdruck. Doch dahinter steckt immer eine gehörige Portion Gesellschaftskritik, Zweifel an sich und der eigenen Generation.
Wie melancholische Gemälde
Dissonant konstruierte und in Melancholie badende Geigenmelodien eröffnen die von Faber zusammengestellte Musikgalerie voller Kunstwerke mit Tiefgang.
Eine gewisse Traurigkeit können wir im Blick der ersten musikalisch dargestellten Person sehen, die von Unvollkommenheit und Enttäuschung erzählt. Das Portrait ist gemalt in dunklen, gedeckten Farben und der Highlighter im Gesicht überstrahlt sichtbar den negativen Verlauf des Lebens.
Dieser Stimmung bleibt sich Faber treu in seinen mit Ironie sowie pointierter Ehrlichkeit gezeichneten Bildern. Ein mit Ölfarben gemalter Mensch sucht nach Ruhe und dem Raum der Selbstentfaltung nach einem eher langweiligen Treffen. Der andere sehnt sich zutiefst nach wahrer Liebe und echter Zweisamkeit. Ein Dritter möchte einfach nur nackte Haut von der Frau sehen, die „top“ aussieht. In einem anderen Raum seiner Galerie, in den man über einen Teppich aus weiteren Geigenklängen gelangt, sind weitere Gemälde unterschiedlicher Situationen und Blickwinkel mit dem sehnlichsten Wunsch nach Sex zu finden. Die letzte Ecke des Raumes widmet sich künstlerisch dem Thema des Drogenkonsums mit der Idee: „Nie wieder“ Kokain.
Der Künstler beendet seine Musikgalerie mit dem Aquarell einer besoffenen Figur an Heiligabend, die verlassen wurde und versucht den Schmerz wegzutrinken.
Faber arbeitet mit verschiedenen Klangwerkzeugen und schafft es somit, jedem Musikkunstwerk einen einmaligen Charakter zu geben. Es sind beobachtete Momentaufnahmen und Gesamtbetrachtungen, die klare Bilder erschaffen. Seine unverkennbare, individuelle Stimmfarbe gibt den Gemälden des Lebens das gewisse „Etwas“.
Faber macht keine Musik für jedermann. Gut, ehrlich und haltungsstark ist sein neues Album dennoch.