The Blaze
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The Blaze: Musiker oder Regisseure?

Das französische Pop-Duo The Blaze begeistert nicht nur musikalisch: Seine Videos sind kleine Meisterwerke.

Alle drei ihrer bisherigen Musikvideos sind viral gegangen, es muss etwas geben, was The Blaze hervorhebt. The Blaze: Unter jenem Decknamen produzierten Jonathan und Guillaume Alric – die beiden sind Cousins – gleich mehrere Hits, die an eine Deephouse-Saga à la Kalkbrenner anknüpfen.

Gleichzeitig sind die Musikvideos, mit denen die Songs präsentiert werden, ästhetisch, aussagekräftig und hochwertig gefilmt. Kleine Kunstwerke, die sich um junge Menschen drehen, die sonst nicht in Musikvideos auftauchen: Männer, die weinen, sich küssen. Einer, der aus Frankreich nach Algerien zu seiner Familie zurückkehrt. Freunde, die unter einem riesigen Baum das Leben feiern, mit Kindern und Babys – und einem Joint hinter dem Ohr.

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Würden diese Kurzfilme, einer von ihnen („Territory“) wurde im vergangenen Jahr beim Filmfestival in Cannes mit einem Grand Prix ausgezeichnet, auch ohne die Musik funktionieren? Sind hier statt Musikern nicht vielmehr verkappte Regisseure am Werk, die womöglich bald ihre wahre Bestimmung erkennen und uns nicht mehr mit Liedern, sondern mit Langfilmen beglücken werden? Am 7. September soll jedenfalls das Debütalbum der Franzosen erscheinen: „Dancehall“.

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Musiker oder Regisseure?

Die Stücke darauf hat man schon mal gehört, irgendwo. Zumindest lässt einen dieses Gefühl nicht los. Pop also. Der hat übrigens zwei Seiten: einmal die nervige, groschen-automatartige, die sinn- und passionsfreie Lieder immerfort herunterdudelt, und einmal die, bei der Pop zu Pop wird, weil es vordergründig gute Musik ist. The Blaze machen gute Musik. Das steht außer Frage. Durch die Nutzung von Sequenzern, 808s und gepitchten Stimmen funktioniert, was sie abliefern. Wenn man sich aber genauer mit der Klangstruktur ihrer Stücke auseinandersetzt, wird klar, man rauscht ganz knapp am Nervenzusammenbruch vorbei.

Die Stücke sind nur durch ihre jetzige Zusammensetzung hörbar. Würde ein Sample, eine Kick fehlen, wären die einzelnen Songs unerträglich. Ob ihr Album deswegen ein Glücksgriff, musikalisch durchchoreografiert, reines Talent oder göttliche Fügung ist, das bleibt an dieser Stelle noch offen.

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Spaßig – aber nicht geistlos

The Blaze haben mit ihrem Album „Dancehall“ Klangteppiche ausgelegt, die den geneigten Zuhörer mitnehmen. Ihre Musik ist gleichzeitig pathetisch und doch reduziert, vollendet und doch noch in der Findungsphase. Das ist es, was den Reiz ausmacht. Man hört förmlich die Entwicklung, die stattgefunden hat, sowohl innerhalb des Albums als auch innerhalb von jedem einzelnen Song. Zwei Künstler drücken sich aus. Nicht mehr, nicht weniger darf man erwarten. Musik, die Spaß macht, die aber nicht geistlos ist. Das ist „Dancehall“. Egal, was dann noch kommen wird, es wird interessant sein.

Beitragsbild: Benjamin Loyseau

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Kategorien Kultur Musik

Ich bin Hannes, 17. Zwischen, Koffein, Misanthrophie, Philosophie und Augenringen findet sich irgendwo meine rebellierende Ader, mein Schreibspleen, der immer wieder nach Ausdruck verlangt. Schreiben ist für mich wie Tourette. Man kann es versuchen zu unterdrücken, aber irgendwann bricht es sich doch Bahn. Leise war ich eh nie. Aufbegehren wurde mir gewissermaßen anerzogen. Und somit bin ich im Journalismus gelandet. Denn dort kann ich aufbegehren und wenn ich Glück habe, wird das Ganze sogar gelesen. Eine optimale Mischung für einen Menschen, der gehört werden will.