Clueso unterwegs
Musiker Clueso im Bus
Interview

Clueso reist am liebsten nur mit Handgepäck

Der Musiker mag es minimalistisch. Häufig packt er wenig ein. Sogar die Gitarre lässt er manchmal zuhause.

Viele Kreative schwören auf ein Notizbuch, um Ideen festzuhalten, die ihnen unterwegs kommen. Schwer zu sagen, wie viele dieser Ideen dann irgendwann auch in die Tat umgesetzt werden. Es dürften nicht allzu viele sein. Sänger und Songwriter Clueso hat sich jetzt ein Herz gefasst und genau solches Material aufpoliert und veröffentlicht. Ein guter Anlass, ihn zum Interview zu treffen.

Gemeinsam mit den Fantastischen Vier hast du dieses Jahr das Lied „Zusammen“ rausgebracht. Wie war es, mal in so einer ganz anderen Art von Musikvideo mitzuspielen?
Es war extrem geil und eine sehr neue Erfahrung für mich. Was ich zuerst nicht so ganz begriffen habe: dass das Team die ganze Zeit durchgefilmt hat, um so eine Art Mockumentary zu erzeugen. Das heißt, nach dem Cut war noch nicht Cut!

Unverhofft wurde „Zusammen“ zum deutschen WM-Song der ARD. Weltmeisterschaft und Fußball – sind das Themen, die dich persönlich bewegen?
Ich bin jetzt nicht der größte Fußball-Narr und hätte nie gedacht, dass ich mal etwas mit einem Fußball-Song zu tun haben würde. Aber dieses Jahr hat mich das ganz schön bewegt, ja! (lacht) Einfach, weil ich mir gewünscht hätte, dass der Song ein bisschen länger lebt. Aber zum Glück merke ich auf Festivals, dass es dem Lied keinen Abbruch tut, dass es nur ein „Vorrunden-Song“ war.

Reisen als Inspirationsquelle

Dein neues Album „Handgepäck“ erscheint bald. Es ist eine Komposition aus Liedern, die nicht auf deine anderen Alben gepasst haben. Warum ergeben sie trotzdem ein harmonisches Ganzes?
Durch Zufall! Weil ich zu allen Songs meistens auf Reisen inspiriert werde oder Dinge zum ersten Mal erlebe. Dann habe ich natürlich auch Langeweile oder ruhige Momente und nehme die Gitarre und dudel rum.

Wie entsteht daraus ein Song?
Das Gedudel nehme ich auf und merke, der Song will mehr als nur die Akkorde und die Skizze. Und so entwickle ich Spaß daran herumzubasteln. Ich habe das alles in einem Ordner „Handgepäck“. Den hatte ich immer dabei. Bei den Songs, bei denen ich dachte, die könnten noch was vertragen, habe ich dann auch absichtlich keine zu aktuellen Klänge und Aufnahme-Techniken benutzt, um ein Vintage-Gefühl zu erzeugen.

Welcher Song hat am längsten in deinem Handgepäck geschlummert?
„Dünnes Eis“ ist ein Song, den ich nie released habe. Er ist zeitgleich mit „Gewinner“ (2008) entstanden. Beide Songs habe ich in der gleichen Woche geschrieben.

Es bewegt mich sehr, was gerade los ist in der Welt.

Reist du eigentlich manchmal wirklich nur mit Handgepäck?
Ja, ich reise tatsächlich gerne mit Handgepäck. Das kommt natürlich auf das Land und die Temperaturen dort an. Aber es gibt alles für nicht zu viel Geld vor Ort. Deswegen packe ich wenig ein. Manchmal kaufe ich auch Sachen dort und lasse sie dann da.

Zum Beispiel?
Einmal habe ich keine Gitarre mitgenommen. Aber dann habe ich sie vermisst und mir vor Ort eine Kinder-Gitarre gekauft, um damit Songs zu kreieren. Am Ende habe ich sie verschenkt.

Welche Art von Reise-Erinnerungen bleibt dir im Gedächtnis?
Ich habe beim Reisen natürlich auch Dinge gesehen, die mich auf andere Art bewegt haben – auch vor Jahren schon. Gerade was die politische Situation in dem jeweiligen Land angeht. Zum Beispiel, was für ein Privileg es ist, einen deutschen Pass zu haben, überall raus und rein zu kommen und gleich nebenan Leute zu sehen, denen es anders geht. Es bewegt mich sehr, was gerade los ist in der Welt und dass Politiker sich dazu hinreißen lassen, Dinge zu äußern, die mich beschämen.

 

Wir haben uns Handgepäck I“ natürlich schon angehört. Wie wir es fanden, lest ihr hier.

Beitragsbild: Christoph Kostlin

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Kategorien Interview Kultur Musik

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