Vergangene Woche veröffentlichte Max Gruber sein zweites Album mit dem Namen „Zores“ – und das bedeutet Wut und Ärger.
Von Viola Blomberg, 21 Jahre
„Schaut mich an! Ich werde älter. Schaut mich an! Ich bin allein. Nicht mehr lang!“, lauten die ersten Zeilen des neuen Drangsal-Albums „Zores“. Der Song „Eine Geschichte“ beginnt mit einer überraschend hohen Stimmlage, die an einen Knaben-Chor erinnert. Kurze Zeit später kippt die Stimmung und der Hörer steckt mitten im unverkennbar nervösen Drangsal-Sound: Mit einer Mischung aus Postpunk, New Wave und Synthie-Pop spielt Max Gruber aka Drangsal unbefangen mit der eigenen Gefühlswelt und der Selbstinszenierung. „Ich will doch nur euer Bestes – ich will jedem das Meine!“, singt der 24-Jährige und klingt dabei ein wenig wie Farin Urlaub von den Ärzten.
Wellen geschlagen hat der aus der pfälzischen Provinz stammende und inzwischen in Berlin lebende Musiker bereits mit seinem Debüt „Harieschaim“ – einem hochgradig tanzbaren Popalbum, das den New-Wave-Zeitgeist der 80er perfekt wiederbelebt. Doch der 80er-Jahre-Charme scheint nun verflogen zu sein: Auf „Zores“ – ein Begriff, der in der Pfalz synonym für Wut, Ärger oder eine Gruppe Asozialer verwendet wird – scheint es nun eine große Veränderung zu geben. Einerseits singt Max Gruber nun größtenteils auf Deutsch, andererseits ist seine Stimme weniger von Echo verschleiert. Trotz mehr Tiefe und Klarheit in seiner Stimme hat Drangsal seine Wut und die Lust an der Provokation dennoch nicht verloren: „Ich schwitze Blut, wenn ihr mich zwingt, in eurem Rhythmus zu marschieren“, heißt es auf dem desillusionierten Liebeslied „Turmbau zu Babel“.
Im Finale lässt es Drangsal nochmal krachen
Zores endet dann mit einem der wenigen englischsprachigen Songs der Platte. „ACME“ bedeutet Gipfel und ist passenderweise der musikalische Höhepunkt des Albums. Mit energischem Postpunk tobt sich Max Gruber hier gemeinsam mit Co-Produzent Max Rieger, Schlagzeuger Kevin Kuhn (Die Nerven, Karies, Wolf Mountains) und dem Gitarrist Kristof Hahn gewaltig aus. Das große Finale macht deutlich, dass sich der vehemente Drangsal ungern auf eine Stilrichtung festlegen will. Und das ist auch gut so! Denn trotz ungewohnter Facetten wird Drangsal auch mit Album Nummer zwei weiterhin polarisieren.
Fazit: Mächtig Wut im Bauch!