Bücher

5 Bücher zum Dahinschwelgen während der „Summertime sadness“

Die Sonne scheint, du liegst im Park und schaust in die Weiten des wolkenleeren Himmels. Deine Augen folgen hypnotisch den im Wind wehenden Blättern die am Ast über dir baumeln. Eigentlich kein Grund für „deep thoughts“ und doch sehnst du dich nach ein wenig melancholischem Grübeln? Fasziniert dich zusätzlich das Schreiben? Dann sind hier 5 Sommerbücher, die dich in andere Welten ziehen.

Von Laura Wilks

„Spinner“ von Benedict Wells – für „Melancholic arists“

Durch Berlin streifen und seine eigene Existenz bedauern. Wer kennt das nicht. In dem 2009 erschienen Werk „Spinner“ gibt Benedict Wells dem Leser einen Einblick in die emotionalen Tiefen des jungen Schriftstellers Jesper. Später offenbart Wells, dass er und Jesper einiges gemein haben: Von der Persönlichkeit bis zum Kellerloch in dem Jesper seine Existenz atmosphärisch untermalt.

Gefangen in seinem Kopf, versucht Jesper Lier sein Gedankenchaos auf Papier zu bringen. Er stürzt tiefer und tiefer in die Abgründe seiner Seele. Verliert sich dabei haltlos. Seine einzige Verpflichtung dem Leben gegenüber ist das Schreiben. Soziale Kontakte hata er kaum. Hier und da mal ein Flirt, der es jedoch nie schafft Teil seiner Traumwelt zu sein. Permanenter Hunger, Armut und Schlaftabletten begleiten ihn auf seiner Reise. Mit all den Verheißungen und Hürden des Erwachsenwerdens nimmt uns Benedict Wells mit in eine Welt, in der man stets zwischen Lachen und Weinen schwankt. Falls ihr euch mal wieder vergessen wollt – lest „Spinner“!

Weitere empfehlenswerte Werke von Wells: „Vom Ende der Einsamkeit“ und „Die Wahrheit über das Lügen“

„Paris – Ein Fest fürs Leben“ von Ernest Hemmingway – Urlaubsluft schnuppern trotz Ebbe im Portemonnaie

Ernest Hemingway gibt lebhafte Einblicke in die Goldenen Zwanziger. In der 2011 erschienen Neufassung von „Paris – Ein Fest fürs Leben“ teilt er in einem Mix aus Fiktion und Autobiografie Begegnungen, Gedanken und Impressionen aus seiner Zeit als junger Schriftsteller während der 1920-1930er Jahre. Gefüllt werden die Seiten mit Farbe, Skandal und Seelenleiden. Die für ihn prägendsten Persönlichkeiten treten in Vorschein. Werden aus seiner Sicht analysiert. Ob die Freundschaft mit dem exzentrischen Ehepaar Fitzgerald oder die Vielfalt der Liebesbeziehungen, die sich zunehmend schwieriger gestaltet.

Es ist wohl eines seiner intimsten Bücher, welches die Blütezeit des Weltklasse-Schriftstellers reflektiert. Hinter der Veröffentlichung steckt so viel Mythos wie hinter der Person Hemingway selbst. Denn das Buch entstand kurz vor seinem Ableben. Verschwundene Manuskripte, Suizid und der Wille, die Geschichte dieses Vorreiters des geschriebenen Wortes zu teilen, umhüllen das Werk in den wohlig-zehrenden Deckmantel des Geheimnisses. Entscheide selbst was wahr und falsch ist. Begib dich in eine zauberhaft schöne Welt, die mit rauem Lebenshunger lockt. Keine Angst, Ernest nimmt dich an die Hand.

„Gedanken über das Schreiben“ von Bernhard Schlink – für Heimatlose, Liebende und pathologische Regelbrecher

Kein Bock auf Uni und doch Lust auf ein bisschen intellektuellen Input. Dann schnapp dir doch die Poetikvorlesung „Gedanken über das Schreiben“ (2011) von Bernhard Schlink. Auf rund 100 Seiten analysiert er die Vorstellung von Liebe und Heimat. Zudem versucht Schlink die Problematik der Vergangenheit in Zusammenhang mit Moralvorstellungen zu entwirren. Hierbei bricht er wie eh und je mit der gängigen Konvention und verdeutlicht, dass weder das Gefühl der Heimat, noch der Liebe klassifiziert werden dürfen und können.

Seinen internationalen Durchbruch hatte Schlink übrigens mit dem 1995 publizierten und 2008 verfilmten Buch „Der Vorleser“. Dieses empörte und reizte zugleich. Die Vielschichtigkeit einer Thematik und das „Nicht-schön-reden“ von Tatsachen sind für ihn unabdingbar. Denn seiner Ansicht nach gelingt nur durch Einsicht Verständnis. Es gibt kein Gut und Böse – Dualismen bestimmen notwendigerweise unseren Alltag. Der Leser wird in dieser Schrift dazu animiert, über selbst auferlegte Regeln hinwegzusehen und sich gedanklich neu zu ordnen. Um sich so über die temporäre Bedingtheit seiner Existenz und die damit verbundenen Möglichkeiten bewusst zu werden.

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„What matters most is how well you walk through the fire.“ von Charles Bukowski – für den Hedonist in Isolation

Charles Bukowski bricht die Syntax in seinen Texten als gebe es kein Morgen mehr. In dem Gedichtband „What matters most is how well you walk trough the fire.“ (1999) wird seine Lebensphilosophie in Tinte getaucht. Für ihn steht Emotion und nicht Logik im Vordergrund. Strukturverlust sei von Vorteil in unserer Gesellschaft – um nicht abzustumpfen, das Kind im Erwachsenen zu wecken. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das, was euch in diesem literarischen Exoten erwartet:

the area dividing the brain and the soul
is affected in many ways by
experience-
some lose all mind and become soul:
insane.
some lose all soul and become mind:
intellectual.
some lose both and become:
accepted.“

Ein starker Charakter mit gewaltiger Authentizität. Bukowski zeigt auf, dass Regelbrechen von Vorteil sein kann.

„Devotion – Why I write“ von Patti Smith – für alle die sich fragen: Warum schreibe ich?

Die Ikone Patti Smith nimmt uns in „Devotion- Why I write“ (2017) mit auf eine Reise in ihr Innerstes.  Patti schreibt eine neue Geschichte. Wir begleiten sie in dem Buch. So gibt sie uns unter anderem Lösungsansätze für folgende Fragen: Wieso schreiben wir – weshalb verfolgt uns der Impuls unsere Gedanken und Gefühle niederzuschreiben? Warum ist Prokrastination dringend notwendig?

Im Zug kommen ihr die ersten Ideen für eine Liebesgeschichte, die skandalöser und bezeichnender für den Mythos „Liebe“ nicht sein könnte. Wie alle obigen Schriftsteller erklärt sie die Notwendigkeit vom Brechen mit der Norm – Bruch und Abgrenzung in jeglicher Hinsicht. Smith gibt uns zusätzlich intime Einblicke in ihren Alltag. Von Paris bis London, der Leser ist immer dabei.

Tipp! Wenn möglich die Originalfassung (Englisch) lesen, ist viel charmanter.

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