Das zweite Buch von Internet-Phänomen Willy Nachdenklich ist wie sein erstes – nur in Blau. Kann man lesen, muss man aber nicht.
Willy Nachdenklich. Ein Name, der zum Nachdenken anregt. Durch erfrischende, wenn auch teils nervige Geistlosigkeit hat Willy eine neue Art zu sprechen geschaffen. Sie beruht auf Abkürzungen. Denn, 1 nicer Hype bildet sich nicht vong selbst, da muss schon 1 bissl die speech geturned werden. Nicht verstanden? Kein Problem. Denn das ist das Konzept. Das Verdrehen der Sprache führte für den Gründer der Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ zum Erfolg. Er ist der Urheber eines Social-Media-Hypes der letzten Jahre.
Der Erfolg ist sogar so groß, dass es zu einem Buch gereicht hat. Letztes Jahr schon kamen mehrere Kurzgeschichten in Druckform auf den Markt, mit normalsprachlicher Übersetzung auf der jeweiligen Folgeseite. Ein Buch scheint aber nicht genug für Willy Nachdenklich und seinen Verlag. Denn jetzt erscheint sein zweites Buch, nun nicht mehr gelb, sondern blau gefasst, wenigstens ein bisschen darf man ja an der Konzeptschraube drehen. Das scheint aber auch die einzige Änderung zu sein. Ein großes Problem, das beim letzten Buch schon das Vergnügen schmälerte, bleibt: Die Lesbarkeit leidet merklich. Wie sollte es auch anders sein, bei der Sprache? Die Publikumslieblinge um Willys Protagonistin Gisela Stöckmeier sind ebenfalls geblieben. Never change a running system.
Willy ist jedenfalls eine Klasse für sich
Nichtsdestotrotz ist das Buch zu etwas nutze: kein langer Leseabend, keine packende Handlung – nichts, um einen Rezitierwettbewerb zu gewinnen. Aber für kleine Episoden, etwa eine kurze Bahnfahrt oder einen Besuch auf der Toilette, ist „Shakespeare oder Willy, das ist hier 1 Frage“ durchaus zu gebrauchen.
Doch was genau bringt einem dieses Sammelwerk nun? In erster Linie nicht viel, außer ein paar verwirrte Schmunzler. Das galt auch schon für das erste Buch. Wenn man jedoch ein Fan ist oder aber wirklich nur ein Buch für mal eben so möchte, dann ist man hiermit durchaus gut beraten. Auch das ist geblieben. Eine Replika in neuem Umschlag, ohne Novum, ohne Änderung, die ein gnädigeres Urteil bescheren könnte. Wieder einmal ist klar: Willy Nachdenklich ist eine Klasse für sich, und es ist vielleicht sogar nachvollziehbar, dass er damit Fans bindet. Mögen muss man ihn noch lange nicht, und ein Platz auf einer Bestsellerliste ist – außer für ein YouTuber-Buch – schnell besser vergeben.
Beitragsbilder: Michael Golinski, Eden Books