Schon in der Grundschulzeit saß er bisweilen alleine rum. Heute hat sich Prinz Pi mit seinem Außenseiterdasein abgefunden und zieht daraus Stärke. Foto: David Daub

„Bisher habe ich mich von jeder Masse abgehoben“

News vom Hip-Hop-Royal: Am Freitag erscheint „Im Westen Nix Neues“, das neue Album von Prinz Pi

Als Prinz Porno machte er sich einen Namen, mittlerweile ist der Rapper auch etwas züchtiger als Prinz Pi unterwegs. Sein neues Album „Im Westen Nix Neues“ erscheint am 5. Februar. Wir trafen den Prinzen vorab.

Wie ist das neue Album entstanden?
Ich habe drei Jahre lang Themen gesammelt. Im September habe ich in Schweden alle Ideen nieder­geschrieben, ganz in Ruhe, ohne störendes Hintergrundrauschen der Stadt. Im Song „Funkeln“ sage ich: „Wir sind nur wir, dann, wenn keiner guckt.“ Sobald man weiß, dass man Zuschauer hat, spielt man. In Schweden habe ich versucht, mich davon frei zu machen.

Gibt es ein Lied auf dem neuen Album, das dir besonders am Herzen liegt?
„Die Füllung vom Kissen“ bedeutet mir viel, es geht darin um Wahrheit. Für mich ist Wahrheit nicht die Darstellung der faktischen Sachlage, sondern das, woran man sich zu glauben entscheidet. Wir als Erwachsene haben außerdem eine Verpflichtung gegenüber unseren Kindern, die Wahrheit auf eine gewisse Weise zu konstruieren und sie vor manchen Wahrheiten zu beschützen.

Welchen Themen widmet sich das Album außerdem?
Es spielt mit dem Bild von Maßstäben. Häufig sieht man sich mit Limitationen konfrontiert, weil einem die Distanz fehlt. Beschweren wir uns darüber, dass wir es nicht gut haben, liegt das an unserem beschränkten Blickwinkel. Wir haben eine Heizung und ein Dach über dem Kopf. Es ist unser Standpunkt, der uns unglücklich werden lässt, kein tatsächlicher Anlass. Auch unsere Wahrnehmung der Zeit ändert sich. Als Kind hatte ich in der Schule das Gefühl, dass die Stunden nicht vergehen. Wird man älter, rast die Zeit an einem vorbei.

Apropos: Du bist auf ein Elitegymnasium gegangen, nicht gerade typisch für einen Rapper …
Das war die Bewegung meiner Jugend. Meine Eltern fanden das überhaupt nicht gut, die wünschten sich für mich einen soliden Job. Mittlerweile gibt es Rapper aus unterschiedlichen Backgrounds, aber bis vor Kurzem war es die Ausnahme, nicht aus einem Problembezirk zu kommen.

Du stachst damals besonders heraus?
Bisher habe ich mich von jeder Masse abgehoben. Schon in der Grundschule: Ich war auf einem Auge blind, konnte nicht so spielen wie andere Kinder und habe oft alleine gelesen. Auf dem Gymnasium gehörte ich nicht zu den „rich kids“, die auf oberflächliche Insignien Wert legten. In der Hip-Hop-Szene war ich immer der Junge mit der Brille. Der Begriff „Außenseiter“ zieht sich durch mein Leben, aber ich habe mich damit abgefunden. Die, die zu Außenseitern gemacht werden, werden gezwungen, sich eine gewisse Stärke anzueignen.

Auf deinem letzten Album „Kompass ohne Norden“ fehlte noch eine Himmelsrichtung. Weißt du nun, wohin es für dich weitergeht?
Ich kann zwar keine Himmelsrichtung nennen, aber ich habe schon einen klareren Vektor, auf dem ich mich gerade befinde. Dieses Album ist mehr im Jetzt als das vorherige. Auch wenn es nicht der angesehene Beruf ist, den ich mir als Kind gewünscht hätte: Ich habe meinen Frieden damit gemacht, Musiker zu sein.

Deine Fans müssen sich also keine Sorgen machen: Das Arbeitstier Prinz Pi bleibt ihnen noch lange erhalten?
Mit Sicherheit. Ich kann gar nicht anders.

Das Gespräch führte Hannah Meudt, 24 Jahre

Schon in der Grundschulzeit saß er bisweilen alleine rum. Heute hat sich ­Prinz Pi mit seinem Außenseiterdasein abgefunden und zieht daraus Stärke. Foto: David Daub
Schon in der Grundschulzeit saß er bisweilen alleine rum. Heute hat sich ­Prinz Pi mit seinem Außenseiterdasein abgefunden und zieht daraus Stärke. Foto: David Daub

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Konzerte Kultur Musik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.