Keine Nullachtfünfzehn-Lieder über Liebe

 

Die Preisträger des „Treffen junge Musik-Szene“ bringen am 9. November das Quasimodo zum Klingen

 

Fragt man Leonard, den Sänger des Independent-Trios Artwhy, was das Besondere am Bundeswettbewerb „Treffen junge Musik-Szene“ ist, den er diesen Sommer mit der Band gewonnen hat, muss er nicht lange überlegen: „Es gibt ja zwei Arten von Bandwettbewerben: Kommerzielle Wettbewerbe, die an den Fans verdienen wollen, und solche, bei denen die Musik im Zentrum steht. Der Bundeswettbewerb gehört eindeutig zu letzteren.“

 

„Texte Treffen Töne“ lautet das Motto des von den Berliner Festspielen veranstalteten Wettbewerbs, unter dem sich seit 1984 jedes Jahr junge Musiker bis Anfang 20 mit selbst geschriebenen Songs messen. Dieses Jahr hat die Jury aus mehr als 100 Teilnehmern elf Musiker be­ziehungs­weise Bands ausgewählt und sie vom 8. bis 12. November zum Treffen nach Berlin eingeladen. Während dieser fünf Tage lernen die Nachwuchsmusiker in Workshops, wie aus einer Idee ein Song wird, sie verbessern ihre Gesangstechnik und ihre Bühnenpräsenz. Zudem finden sie sich zum Improvisieren in spontanen Jamsessions zusammen, in denen die Jüngeren sich einige Kniffe von den Älteren abschauen können.

 

Höhepunkt des Treffens ist das öffentliche Konzert aller Preisträger am 9. November um 19 Uhr im Quasimodo. Der Auftritt wird auf Video aufgezeichnet und am nächsten Tag von den Teilnehmern selbst analysiert. „Die Kritik der anderen ist hart, aber sehr konstruktiv“, erinnert sich David Can Erekul, der 2003 und 2005 selbst Teilnehmer des Treffens war und mit seinen 22 Jahren das jüngste Jurymitglied ist.

 

Trotz seines jugendlichen Alters sitzt Erekul dieses Jahr schon zum dritten Mal in der Jury. Vergleicht er die einzelnen Wettbewerbe miteinander, fallen ihm Unterschiede auf: „Zwar ähneln sich die Themen, die die Jugendlichen in ihren Songs zur Sprache bringen – Liebe, Schule, Alltagsstress – doch dieses Jahr haben sich mehr Singer-Songwriter beworben, viele mit deutschsprachigen Songs.“ Christina Schulz, die Leiterin des Wettbewerbs, kann diese Beobachtung bestätigen: „Eigentlich geht es immer wieder um Bilder, die aus dem Leben der jungen Menschen stammen, aus erlebter oder beobach­teter Welt. Die Themen wiederholen sich über die Jahre, aber die Qualität, mit der das geschieht, ist unterschiedlich und dieses Jahr besonders auf der textlichen Ebene außergewöhnlich hoch.“

 

Ein Blick auf den Songtext „Florestieren“ von Artwhy zeigt, wie souverän die diesjährigen Preisträger mit Sprachbildern spielen: „Schmeiß mich doch weg/ Aber bitte in den Recycling Container/ Hol mich später ab/ Nur ein kleines bisschen später/ Aber dann in Form von Dosenbier/ 0815 Milliliter/ 0815 wie meine Lieder.“ Interessierte sollten sich das Preisträgerkonzert des „Treffen junge Musik-Szene“ auf keinen Fall entgehen lassen. Und: Ab März 2013 können sich junge Musiker für den nächsten Wettbewerb bewerben.

 

Cordula Kehr, 21 Jahre

 

Mehr Informationen über die Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele finden sich hier.

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Kategorien Konzerte Kultur

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