Demba Nabé ist gestern verstorben. Der Frontsänger der Band Seeed, der solo als Bounydzound und „Ear“ unterwegs war, hinterlässt uns traurig, aber mit Musik für alle Eventualitäten.
Von Antonia Eichenauer, 25 Jahre
Zwei Bands haben meine Kindheit, Papa sei dank, geprägt: UB40 und Seeed. Andere wuchsen mit Klassik oder Old-School-Rock auf, ich bekam den Mainstream Reggae. Immer wenn ich heute Seeed hore, denke ich an unseren alten blauen Astra, in dem von Kassette lautstark „Riddim No 1“ lief. Und ich sang mit. Schief und krumm, ohne ansatzweise zu verstehen, worüber da eigentlich gesungen wurde.
Ein Held meiner Kindheit ist am vergangenen Freitag gestorben, die Stimme des Sommerurlaubs, der langen Autofahrten – und später die Stimme, die mich am Tiefpunkt einer schlechten Party dazu gebracht hat, wieder grinsend zu tanzen und nun textsicher mitzusingen. Ja es ist so, wenn auf einer Party nichts mehr geht, geht immer Seeed.
Demba Nabé war einer de drei Frontsänger von Seeed. Er verstarb am 31. Mai, einen Monat nachdem die Berliner Band ihr Comeback für 2019 angekündigt hatten. Wie er gestorben ist, ist noch unklar.
Eines meiner ersten Konzerte war folgerichtig auch Seeed mit meinem Papa. Ich war überwältigt. Die Waldbühne bebte, als sie mit „Buh, die Show beginnt“, die Bühne betraten. Das muss jetzt über 10 Jahre her sein, aber es hat sich in mein Hirn gebrannt, wie der erste Kuss. Seeed haben mir die Liebe für Open air Konzerte gebracht. Nicht viel später war ich bei „Energy in the park“ am Wanseee, immer noch so jung, dass ohne Papa nichts ging. In erster Linie war ich da, weil Boundzound, Demba Nabés Soloprojekt, mit dem er in einer Pause von Seeed sehr erfolgreich war, auftrat. „Louder“ ist seither der Song, wenn ich gut gelaunten Mut brauche. Ich schreie es nun raus, lauter als alle Gegenstimmen sein könnten.
Seeed und damit auch Nabé werden immer für Partykultur stehen. Um genauer zu sein, für eine Partykultur, die für alle ist: für Frau Müller und die Queen. Ihre Musik bringt die Generationen einer Familie auf der Silberhochzeit zusammen, die unterschiedlichen Professionen auf einen Firmenfeier, die Lebenswirklichkeiten der Berliner in der Wuhlheide.
Auch wenn wir nun um Nabé trauern, seine Musik wird uns immer als Gute-Laune-Garant den Tag versüßen.
Die Jugendredaktion wünscht seiner Familie, seinen Freunden und Bandkollegen viel Kraft.
Titelbild: dpa