Die Veranstaltung „Pop-Rebellion im Nirgendwo“ erinnert an Punks in der DDR.
Sie haben das Unmögliche möglich gemacht und ein spießbürgerliches Dorf in Brandenburg trotz wachsamem Auge der DDR-Führung in einen Hotspot der alternativen Punkjugend verwandelt. Das ist nur eine von vielen faszinierenden Geschichten, die an einem Abend im Mai auf der kleinen Bühne des Acud Studios in Prenzlauer Berg berichtet wird. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Pop-Rebellion im Nirgendwo“.
Um sich von den dominierenden Obrigkeiten in der DDR abzukapseln, entwickelte sich eine Untergrundbewegung der Jugend. Abtanzen zu den systemkritischen Texten von Rosa Extra oder den Ramones ging also auch im tiefen Osten, man musste nur wissen wie und wo. So wurden illegale Konzerte offiziell als Hochzeitsfeiern angemeldet und die DJs machten eine legale Ausbildung zu „Schallplattenunterhaltern“. Selbst Kirchen wurden als Veranstaltungsorte für wilde Punkkonzerte genutzt, denn im Gotteshaus hatte die Stasi wenig Einfluss.
Geheimkonzerte auf Bauernhöfen
Autor Alexander Kühne erzählt von nächtlichen Geheimkonzerten auf Bauernhöfen und wilden Dorfdiskos. Veranstaltungen wurden über reine Mundpropaganda beworben, man konnte sich daher nie sicher sein, wer wann wo spielen oder auflegen würde.
Vor allem modisch wollten die Punks auffallen, aufgrund beschränkter Möglichkeiten mussten sie aber oft kreativ werden. Ohrlöcher haben sie sich selbst gestochen und Gardinen zu trendy Shorts umgenäht. Und aus dem Westen wurden so viele Klamotten und Musikplatten wie nur möglich mit rüber-transportiert. Das Auto vom Opa war dann gerne mal bis zum Dach mit Doc Martens vollgepackt.
Unbemerkt blieb diese Untergrundbewegung jedoch nicht und vor allem zu Beginn der neuen Rebellion wurden zahlreiche Punks inhaftiert und mussten lange in DDR-Gefängnissen verbringen. Die SED führte außerdem ein sogenanntes „Einstufungskomitee“ ein, dessen Aufgabe darin bestand, genauestens auf die Texte der Bands zu achten und jede Spur von Systemkritik mit einem Auftrittsverbot zu bestrafen. Da die meisten Songtexte im vermeintlichen Geschrei der Band schnell untergingen, konnte man den Ohren der SED-Aufseher dennoch entkommen.
Der Abend neigt sich dem Ende zu und die kleine Erinnerungsveranstaltung ist vorbei. Doch die Geschichte der Punkjugend und ihrer Sehnsucht nach einer uneingeschränkten Freiheit abseits der systemtreuen Anpassung bleibt.