„Gute Nacht“ von Kontra K: Schmeckt auch denen, die nicht den harten Hip Hop pumpen

Das ist mal eine sportliche Leistung – schon das dritte Jahr in Folge boxt sich Kontra K mit einem Album in Richtung Charts. Der Berliner Rapper und Kampfsportler nimmt die LP (Long-Play) sehr wörtlich und veröffentlicht mit „Gute Nacht“ gleich 18 Tracks. Die Platte ist jedoch weder Schlafliedsammlung noch etwas für die Hantelbank.

Thematisch holt Kontra K leider nicht besonders weit aus.

Er rechnet mit Neidern ab, erzählt seine Erfolgsstory und predigt zum x-ten Mal die Einheit von einem eisern trainierten Körper und der nicht minder kugelsicheren Seele. Dass man Gold oder auch Diamanten bekanntlich unter dem Asphalt findet, wissen wir dank Rock-Opa Westernhagen auch schon seit den 80ern.

Das ethische Gütesiegel kann man seinen Botschaften allerdings nur schwer verwehren, hinterfragt der Rapper doch die Untiefen des Drogensumpfes und die Ellenbogenmentalität seiner Szene. Authentisch motiviert er seine Hörer, an sich zu glauben. Und sein musikalisches Motivationstraining lässt keinen Zweifel daran, dass „auch ohne Stoff der Schmerz vergeht“.

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Kontra K bleibt einfach ein sympathischer Kerl, hart aber verletzlich. Niemand, der sich über seine F-Wort-Akrobatik profiliert, sich mit seiner Zeit auf der Straße brüstet und jetzt mit lila Scheinen schmeißt. Wenngleich er sicher nicht der einzige Rottweiler unter Chihuahuas ist, bleibt er ein Kämpfer. Immer noch mit beiden Beinen auf dem Boden, immer fokussiert. Da kann man schon mal über Floskeln a la „man ist nur einmal jung“ oder das Giesinger-Zitat „einer unter 80 Millionen“ hinwegsehen.

Ein weiterer guter Grund, nicht einzuschlafen, ist der typische Kontra K-Rapsound: eine kraftvolle und melodische Stimme, energetische Beats. Altbekannte Features wie RAF Camora und Bonez MC sowie Fatal und Rico geben dem musikalischen Proteinshake die nötige Würze.

Fazit: Schmeckt definitiv auch denen, die nicht den ganz harten Hip Hop pumpen.

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Kategorien Kultur Musik

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.