Die düstere, neue Inszenierung des Berliner Jugendzirkus begeistert und fasziniert.
Von Gina-Maria Ristow, 15 Jahre
Nebel, Bambusstäbe und das Junge Ensemble des Circus’ Schatzinsel – mehr braucht es nicht, um ein Publikum zu begeistern. Das bewiesen die jungen Artisten, alle zwischen 16 und 23 Jahre alt, bei der Premiere ihres neuen Stücks „Nebelwelt“. Darin tasteten sie sich mit einem Bambusstab als Begleiter durch unsere von Ungerechtigkeit, Krieg, Manipulation und Brutalität vernebelte Welt.
Während in einem Moment eine Gruppe gemeinsam durch dick und dünn zu gehen scheint, verdeutlicht der nächste, welch Trugschluss das war. Eben dienten die Bambusstäbe noch als schützende Mauer gegen die Feinde, jetzt sind sie Waffen. Warum siegen Kriege und Brutalität gegen Vernunft, Schönheit und Liebe? Weshalb regiert Geld die Welt? Der Zuschauer beginnt, über die elementarsten Fragen nachzudenken. Mitgerissen von emotionalen Wendungen wird so manches Mal auf den Tribünen des heimeligen Zirkuszelts vor Spannung die Luft angehalten. Ob hoch am Trapez mit einer faszinierenden Choreographie, mit raffinierten Jongliertricks oder fesselnden akrobatischen Darbietungen – die Nachwuchsartisten verstehen es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Ein Jahr lang haben die Jugendlichen aus Deutschland, Afghanistan und Syrien für „Nebelwelt“ trainiert. Während eines Wochenendworkshops setzten sie sich mit Problemen unserer Gesellschaft auseinander. Auf der Grundlage ihrer Empfindungen kristallisierte sich das Grundkonzept für das Circustheater heraus.
Von dem abrupten Ende brutal in die Wirklichkeit zurückkatapultiert, wird der Zuschauer zunächst etwas enttäuscht, muss dann aber feststellen, dass es dem stetig durchlebten Wechselbad der Gefühle einen passenden Abschluss verleiht.
An diesen Tagen wird „Nebelwelt“ aufgeführt:
29. April um 19 Uhr
30. April um 16 Uhr
13. Mai um 19 Uhr
14. Mai um 16 Uhr
Eintritt: 6/4 Euro, 030-22502461; schatzinsel@vuesch.org
Foto: Circus Schatzinsel (vuesch gGmbH)