Bundesfinale des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels aufgenommen am 22.06.2016 beim RBB in Berlin /// Foto: Monique Wüstenhagen

Vorlesewettbewerb: Junge Bücherwürmer

Vergangene Woche fand das Finale des 57. bundesweiten Vorlesewettbewerbs statt

Kürzlich habe ich einer Zehnjährigen ein Buch geschenkt – die Euphorie hielt sich in Grenzen, ihr Gesichts­ausdruck sprach Bände. Dass es aber noch immer begeisterte Nachwuchs­leserinnen und -leser gibt, hat das Finale des 57. Vorlese­wettbewerbs am vergangenen Mittwoch bewiesen. Im rbb-Gebäude an der Masuren­allee war für jedes Bundesland ein Kind im Alter von elf oder zwölf Jahren vertreten, um den Wettbewerb zu gewinnen.

Im Fernsehstudio lag Aufregung in der Luft. Eltern, Geschwister und Mitschüler waren anwesend, um ihre Liebsten mental zu unterstützen. Die Kinder lasen jeweils zwei Minuten lang einen Text aus der neueren Kinder- und Jugend­literatur vor. Im direkten Anschluss wurden sie von einer fünfköpfigen Jury bewertet, die am Ende auch den Gewinner kürte. Die Kriterien, die in die Gesamtbewertung einflossen, setzten sich aus deutlicher Aussprache, angemessenem Lesetempo, Lesefluss und einer sinngemäßen Betonung zusammen. Versprecher wurden nicht negativ berücksichtigt.

Für Berlin trat die zwölf­jährige Matilda Leni Ontrop von der Zehlen­dorfer John-F.-Kennedy-Schule an. Sie begeisterte mit einem Abschnitt aus dem Jugendbuch „Krabbentaucherkacke“ von Ina Rometsch und Martin Verg. Das Buch handelt, wie der Name schon vermuten lässt, von Vogelkot, der eine Stadt regelrecht überflutet. Der Moderator lobte ne­ckisch den Berlin-Bezug, den sie mit dieser Thematik herstellte. Und bemerkte im Hinblick auf den Titel, dass sich der Sprachgebrauch in der heutigen Kinder- und Jugendliteratur gelockert habe. Da hat er recht: Während in den Kinderbüchern der vergangenen Jahrzehnte Wörter wie „verflixt“, „vermaledeit“ oder „Mist“ die maximale Schimpf­kultur darstellten, wird heute an Kraft­aus­drücken nicht gespart.

Matildas Performance war spitzenmäßig. Aufregung merkte man der Berlinerin nicht an, lebhaft und flüssig las sie vor. Gewonnen hat am Ende jedoch der Niedersachse Matthias Stelzle mit einem Auszug aus dem Buch „Tapper Twins“ von Jeff Rodkey. Seine Leistung bestach vor allem durch den Umstand, dass er ganz selbstverständlich aus Sicht des weiblichen Zwillings las und ihren trockenen Humor bestens zu transportieren verstand.

Natürlich floss nach der Siegerehrung die eine oder andere Träne der Enttäuschung. Aber die 16 Teilnehmer haben sich in den Vorrunden gegen rund 600 000 Konkurrenten durchgesetzt. Deshalb – und das soll nun keine leere Floskel sein – sind am Ende doch alle irgendwie Gewinner.

Die Aufzeichnung wird am 8. Oktober um 17.45 Uhr im KiKa zu sehen sein.

von Rabea Erradi

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Kategorien Kultur Literatur

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