Am heutigen Freitag startet das diesjährige Theatertreffen der Jugend. Acht herausragende Inszenierungen sind zu sehen – zwei davon stammen aus Berlin
Wummernder Beat, schnelle Bildfolgen. Ein Protagonist betritt die Bühne. Fast unangenehme Stille. Er erzählt, wie er zu Lidl ging, wie hungrig er doch war und dass er sich nicht einmal ein Tiefkühlhähnchen hat leisten können. Das Stück „One Day I Went to *idl“ basiert auf dem gleichnamigen Song des Musikers Afrikan Boy, in dem er seine Migration beschreibt, von Armut singt und davon, wie er versuchte, ohne Papiere seinen Alltag zu bestreiten. In der Inszenierung der Akademie der Autodidakten am Ballhaus Naunynstraße erzählen 13 junge Schauspieler, allesamt Flüchtlinge oder postmigrantische Jugendliche, über ihre eigenen traurigen, aber auch hoffnungsvollen Erlebnisse. Mit Livemusik und Street-Dance-Einschüben persiflieren sie ergreifend Rassismus und kulturelle Zuschreibungen – aber immer mit einem Augenzwinkern.
Von gesellschaftspolitischer Relevanz ist jedes der acht Stücke, die zum diesjährigen Theatertreffen der Jugend eingeladen wurden. Von einer Fachjury wurden die jungen Theatergruppen in einem deutschlandweiten Wettbewerb ausgewählt. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Themen in eine künstlerisch bemerkenswerte Form übersetzt wurden“, erklärt Jurymitglied Maike Plath. Neben der Akademie der Autodidakten konnte sich ein zweites Berliner Ensemble mit einem chaotisch liebenswerten Stück qualifizieren. In „Lena und Leonce. Wie der Kosmos das Chaos suchte und nicht fand“ – angelehnt an den Plot von Georg Büchners „Leonce und Lena“ – lotet das P14 Jugendtheater der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die Grenzen zwischen Langeweile und Unterhaltung aus. „Gleichzeitig werden Jugendkonflikte aufgegriffen, etwa die Utopie von Freiheit und das daran Scheitern“, so Regisseurin Martha von Mechow. „Das Jugendtheater wird immer selbstbewusster und eigenständiger als impulsgebende Kunstform“, sagt Maike Plath. Jedes der gezeigten Stücke ist also absolut empfehlenswert.
Diese und sechs weitere Inszenierungen sind vom 3. bis 11. Juni im Haus der Berliner Festspiele zu sehen. Mehr Infos unter www.berlinerfestspiele.de
von Julia Heyer