Wer „Carmen“, ein Theaterkunstwerk des Künstlerkollektivs „glanz&krawall“ besucht, sollte sich gleich zu Beginn darauf einstellen, dass dieser Abend nicht der Norm entspricht.
Die Frau in dem rot-blauen Badeanzug stürzt zu Boden und fässt sich an die Kehle. Eindeutig: jemand würgt sie. Doch sie ist vollkommen allein in dem abgeschlossenen Raum. Blitzschnell springt sie auf, wirbelt ihre Arme im Takt der Musik durch die Luft und ruft: „Carmen muss sterben, Carmen muss sterben.“ Ähnlich wie in einer Arena sitzen die 60 Zuschauer um sie herum und beobachten. Faszinierte Blicke, hochgezogene Augenbrauen und verblüffte Mienen.
Wer „Carmen“, ein Theaterkunstwerk des Künstlerkollektivs „glanz&krawall“ besucht, sollte sich gleich zu Beginn darauf einstellen, dass dieser Theaterbesuch nicht der Norm entspricht. Wie der Name schon verfährt, spielt Bizets Oper eine zentrale Rolle. Das Ursprungswerk zu kennen, ist hilfreich, aber kein Muss. Vieles erschließt sich ohnehin nicht sofort.
„Warum ist Carmen gestorben?“ Die erste Frage des Abends. In den nächsten anderthalb Stunden werden viele Antworten geboten, stets kritisch und mit einem zwinkernden Auge erzählt. Es geht um Liebe und das System. Lust und Verstand scheinen sich zu duellieren. Immer von Bedeutung die musikalische Untermalung der grandiosen Liveband mit verschiedenen Musikstücken aus der Opernvorlage.
Schauspielerin Flora Pulina hat dabei das Publikum von der ersten Sekunde an voll im Griff. Sie vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl von Sicherheit, während sie selbstbewusst durch die Szenen springt. Es scheint vieles spontan und doch inszeniert zu sein.
Nach der Devise mitmachen, mitdenken oder einfach Spaß haben, ist dieses Musiktheater nichts für Opernfans, sondern vor allem für seine Kritiker und leidenschaftlichen Entdeck
er neuer Klang- und Theaterformen.