Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.
Paul Maar fragt: „Was mag die Ursache sein, dass derart viele Fantasy-Bücher gedruckt werden, aber kaum ein realistischer Kinder- und Jugendroman?“
Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Maar, zuerst wollte ich widersprechen und gegenteilig behaupten, es gäbe kaum unrealistische Kinder- und Jugendromane. Doch dann sind mir die letzten Bücher eingefallen, die ich bestellt habe – die Bände 2 und 3 einer Fantasy-Reihe.
Gedruckt werden Bücher, von denen man annimmt, dass sie in großer Zahl gelesen werden. Was macht also den Reiz von „Harry Potter“ oder den „Chroniken der Unterwelt“ aus? Ich möchte hier eigentlich nicht die viel diskutierte Theorie von der Realitätsflucht zitieren, aber es stimmt doch, dass eine gut beschriebene, abenteuerliche Fantasiewelt den Alltag eine Weile verblassen lässt. Muss man sich auf das Unbekannte konzentrieren, bleibt das Bekannte außen vor. Hinzu kommt, dass diese Welten oft recht einfach gestrickt sind. Es gibt den oder die Helden, die Bösen und die eine oder andere Mission, die klar abgesteckt ist. Für uns, die wir unsere Welt als kompliziert und unübersichtlich empfinden, ist das eine angenehme Abwechslung.
Apropos Helden: Wir Jugendlichen werden ja gerne belächelt und wenig ernst genommen. Anders als wir haben die Protagonisten aus Fantasy-Büchern die Macht, aktiv gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen. Das mitzuerleben, wenn auch nur lesend, nimmt uns ein Stück weit das ewige Gefühl der Machtlosigkeit. Wer würde nicht gerne mal den „Silencio“-Zauber anwenden, um das Gegenüber zum Schweigen zu bringen?
Die zutreffendste Antwort auf Ihre Frage ist jedoch: Es macht einfach mehr Spaß. Wenn ich zwischen meinem Schreibblock und einem magischen Dolch wählen sollte, müsste ich nicht lange überlegen. Und die Probleme der realen Welt vergessen wir ja nicht.