Das Herz voll Musik

Ab Mittwoch trifft sich wieder Deutschlands junge Musik-Szene in Berlin. Wir haben zwei Preisträger vorab getroffen

Friederike Deichsler, 19 Jahre

Die Band Zaunkönig. Foto: Angelika Una Kubinski
Die Band Zaunkönig. Foto: Angelika Una Kubinski

Während es draußen immer dunkler wird und die Stadt langsam in einen leisen Winterschlaf zu gleiten scheint, wird es in den versteckten Probe­räumen der Stadt noch mal richtig laut. So auch bei Kicker Dibs und Zaunkönig. Sie bereiten sich auf das Treffen der jungen Musik-Szene vor, das vom 11. bis 16. November stattfindet. Die beiden Berliner Bands gehören zu den diesjährigen Preisträgern des 32. Bundeswettbewerbs der Berliner Fest­spiele. Insgesamt wurden vier Solistinnen und sieben Bands aus ganz Deutschland eingeladen.

Dabei hätten Zaunkönig sich fast nicht beworben – denn eigentlich sind die vier Jungs gar keine Freunde von Konkurrenzkampf. Das Konzept des Bundes­wettbewerbs hat sie dann aber doch überzeugt. Zwar wurden die elf Preisträger im Vorfeld aus 95 Bewerbungen ausgewählt, beim Treffen selbst tritt der Wettbewerbs­gedanke aber in den Hintergrund. Vielmehr geht es um Weiterentwicklung. Geplant sind deshalb etwa Workshops zum Thema Songwriting und Auftritts­analyse sowie gemeinsame Jam­sessions. Genau das Richtige also für junge Menschen, die nichts als Musik im Kopf haben.

Zaunkönig experimentieren ohnehin gerne mit Musikstilen und lassen sich von unterschiedlichen Einflüssen inspirieren. Momentan kommen die vor allem aus dem Jazz. „Wir machen so ein bisschen unser eigenes Ding und sind nicht fixiert auf eine Musik­richtung“, sagt Rapper Kerim. Durch das Zusammen- und Gegen­spiel von seinen Texten und der Musik wollen sie Bilder im Kopf erzeugen und dem Zuhörer gleichzeitig Raum für Assoziationen lassen. Ihre Konzerte begreifen sie als ein zusammenhängendes Stück Musik.

Die Band Kicker Dibs. Foto: Promo
Die Band Kicker Dibs. Foto: Promo

Auch Kicker Dibs haben schon verschiedene Musik­stile ausprobiert. Inzwischen verfolgen sie mit ihrer Musik ein selbst geschaffenes Genre, das sie Rock-Romanz nennen. Dabei setzen sie auf deutsche Texte und authentische, handgemachte Musik. Seit ihrem Abitur im vergangenen Jahr konzentrieren sich die drei voll auf ihr Band­projekt, zogen dafür sogar gemeinsam in eine WG. Derzeit arbeiten sie an ihrer ersten EP, die Anfang des nächsten Jahres erscheinen soll. Viel wichtiger ist ihnen im Moment allerdings ihr Projekt „Mein Name ist Mensch“. Unter diesem Titel veröffentlichten sie vor Kurzem ein Musikvideo mit der Aufforderung zu mehr Toleranz und der Besinnung auf die Menschenrechte. Damit appellieren die drei Berliner auch an andere Künstler, es ihnen gleichzutun und musikalisch Stellung zu beziehen. Diese Idee wollen sie auch beim Treffen der jungen Musik-Szene weitertragen. Ansonsten freuen sie sich – wie wahrscheinlich alle Teilnehmer – sechs Tage mit ihrer großen Liebe, der Musik, verbringen zu dürfen.

Das Konzert der Bundespreisträger findet am Donnerstag, 19 Uhr statt. Tickets kosten 6, ermäßigt 4 Euro. Mehr Infos unter: www.berlinerfestspiele.de

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„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.