Der ZDF-Fernsehrat hat dem Jugendangebot von ARD und ZDF zugestimmt. Florian Hager über die Pläne
ARD und ZDF wollen sich verjüngen. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich auf ein gemeinsames Online-Angebot geeinigt. Florian Hager, bis dato stellvertretender ARTE-Programmdirektor, soll das Projekt leiten. Wir sprachen mit ihm über die Pläne.
Herr Hager, 2016, so der Idealfall, soll Ihr Jugendangebot starten. Warum erst dann?
Weil wir jetzt erst die Beauftragung durch die Politik bekommen können. ARD und ZDF finden im Alltag junger Menschen leider kaum noch Beachtung. Das ist eine Tatsache, die auf unsere fehlenden inhaltlichen Angebote zurückzuführen ist. Daher kam der Wunsch nach so einem Angebot von vielen Seiten. Wir sind gerade dabei, die Ideen zu sammeln.
Wie wollen ARD und ZDF bei der Jugend punkten?
Indem wir euch nicht sagen, was ihr zu glauben habt, was ihr gut finden sollt oder zu welcher Uhrzeit ihr bei uns einschalten müsst. Wir wollen nicht versuchen, die hipps-ten zu sein, oder über euch berichten nach dem Motto, wir schauen mal, was „die Jugendlichen“ cool finden. Wir möchten jungen Menschen eine Stimme geben.
Wie soll das Angebot konkret aussehen?
Geplant ist, die Inhalte dort hinzubringen, wo junge Menschen sich im Internet aufhalten, und zu zeigen, dass ein nicht kommerzielles und vertrauenswürdiges Angebot auch im Netz Sinn hat. Im besten Fall ladet ihr unsere App herunter und kommt auf unsere Homepage. Denn dort werden wir noch viele weitere Inhalte anbieten.
Wird es mehr Nachrichten oder mehr Unterhaltung geben?
Wir denken nicht in diesen Kategorien und wollen kein Thema ausschließen. Auch möchten wir nicht nur abbilden, sondern teilbare Erlebnisse schaffen. Videos etwa, die ihr idealerweise so gut findet, dass ihr sie euren Freunden schickt. Aber natürlich sollen Information, Wissen und Service genauso Teil des Angebots sein wie Musik, Comedy und Serie.
Sind denn eigene Serien geplant?
Wir würden sehr gerne Serien anbieten. Das muss uns aber noch erlaubt werden.
Wer wird die Formate moderieren?
Ich weiß nicht, ob Moderatoren die richtige Bezeichnung ist. Wir wollen nicht über euch berichten, sondern authentische Geschichten erzählen. Aber ja, weil wir nicht nur so tun wollen, als ob wir jung wären, brauchen wir junge Menschen, die glaubwürdig Themen für Gleichaltrige rüberbringen können.
Orientieren Sie sich an anderen Formaten für die junge Zielgruppe?
Wir können kein erfolgreiches Konzept kopieren, sondern betreten Neuland, auf jeden Fall, was das öffentlich-rechtliche Angebot betrifft. Das ist aber das Spannende. Darin liegt die große Chance, an die wir glauben.
Warum nur ein Online-Angebot, warum nicht auch im TV?
Weil das die Politiker entschieden haben und weil uns das zwingt, uns ehrlich mit der Lebenswirklichkeit junger Menschen auseinanderzusetzen. Auch das ist eine große Chance, denn bis dato durften wir nicht „nur“ im Netz aktiv sein, alles musste an eine TV-Sendung angehängt sein.
Jugendliche sind schnell gelangweilt. Wie wollen Sie uns bei Laune halten?
Das wird sicher nicht einfach. Aber unser Ziel ist, euch und eure Interessen ernst zu nehmen, euch hoffentlich das eine oder andere Mal zu überraschen und ein reichhaltiges Angebot zu schaffen.
Interview: Anastasia Barner, 16 Jahre