Tanzen gegen die Fremdheit

Diese Woche finden die Jugendfestspiele in den Sophiensaelen statt. Wir haben uns zwei der Produktionen angeschaut

Von Viola Blomberg und Radosveta Strumenlieva

Was macht mich aus? Was ist das Besondere an mir? Was grenzt mich von anderen ab? Identität – dieser abstrakte Begriff steht im Mittelpunkt der Jugendfestspiele in den Sophiensaelen, die zum zweiten Mal in Folge jungen Menschen in Berlin die Möglichkeit bieten, sich intensiv mit Tanz und Performancekunst auseinanderzusetzen. Vier Produktionen, gefördert von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, werden vom 16. bis 20. Juni aufgeführt. Zwei davon hat sich die Jugendredaktion vorab näher angesehen.

In „An!“ begeben sich die Jugendlichen tanzend auf einen Streifzug durch das Leben. Das Stück wird im Rahmen der Jugendfestspiele aufgeführt. Foto: Toni Petraschk
In „An!“ begeben sich die Jugendlichen tanzend auf einen Streifzug durch das Leben. Das Stück wird im Rahmen der Jugendfestspiele aufgeführt. Foto: Toni Petraschk

In der Inszenierung „Außer mir“ begeben sich elf junge Mädchen auf die Suche nach sich selbst. Ein Teil des Ensembles entstammt den Willkommensklassen der 10. Schule Steglitz. Diese Lerngruppen verfolgen das Ziel, ausländische Kinder ohne Deutschkenntnisse auf den Regelunterricht vorzubereiten. „Anfangs waren die sprachlichen Barrieren nicht immer leicht zu überwinden, doch die Gruppe ist mehr und mehr zusammengewachsen. Für die Jugendlichen stellte die Sprache schließlich kein Hindernis mehr dar“, erzählt Claudia Garbe, die gemeinsam mit Johanne Castillo Bro das Projekt leitet.

Indem sie Tanz zu einem Kommunikationsmittel werden lassen, zeigen die Schülerinnen, was in ihnen steckt: „Das Stück enthält viele Solo-tänze, in denen wir eigene Ideen einbringen konnten“, erklärt die zwölf-jährige Valeria aus Peru. Über Gesten und Bewegungen, aber auch mittels Sprache zeigen die Darstellerinnen, was sie ausmacht. So wird auf der Bühne nicht nur getanzt, sondern auch gestritten und manipuliert. Der Höhepunkt des Stückes ist ein Battle, in dem sich die Schülerinnen in verschiedenen Tanzstilen bekämpfen, um anschließend wieder zu einer Gruppe zusammenzuwachsen. Denn obwohl sie alle so verschieden sind, träumt jeder doch vom Miteinander.

Auch in „An“ zieht sich das Thema Identität wie ein roter Faden durch die Inszenierung. Entstanden ist es im Rahmen von Karambolage, einem Kunstprojekt von Studierenden der Kulturarbeit an der FH Potsdam. Jugendliche und junge Erwachsene entwickelten gemeinsam mit vier internationalen Künstlern eine Komposition aus Tanztheater, Bühnenbild und Beatboxing. „In dem Stück wird das Leben thematisiert, denn das Leben schreibt die besten Geschichten“, sagt Regisseurin Salome Dastmalchi. Jeder trägt eine Kiste mit sich herum, als Sinnbild für das Leben: In ihr verbergen sich die intimsten Ängste und Wünsche, Hoffnungen und Enttäuschungen.

„Außer mir“ wird am Dienstag und Mittwoch, „An!“ am Freitag und Sonnabend aufgeführt. Weitere Informationen zum Programm unter: www.sophiensaele.com

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Kategorien Flüchtlinge Kultur Theater

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