Von Carola Wondrak, 22 Jahre, und Laura Harmsen, 23 Jahre
Tausende Kinderzimmer von Mädchen dienten in den vergangenen Jahrzehnten als Standorte des Barbie-Traumhauses. Am 16. Mai soll das Heim der dünnen Puppe nun erstmals eine richtige Adresse erhalten: Dann eröffnet hinter dem Alexanderplatz für drei Monate das lebensgroße „Barbie-Dreamhouse“, in dem die Besucherinnen Barbies Kleider anprobieren und in ihrer Küche kochen können. Allerdings gibt es Protest gegen den Nachbau des Puppenhauses: Das Rollenbild, das Barbie Mädchen vermittle, sei veraltet und sexistisch, sagen Kritiker. Zwei Jugendredakteurinnen sind sich da uneinig:
Pro: Die Diskussion um die Rollenbilder ist albern: Welche Auswirkungen soll denn eine Spielzeug-Puppe haben? Wenn überhaupt, bekommen die Kinder zu Hause vorgelebt, dass Mama abwäscht und Papa das Bier bringt, während der Fußball guckt. Und: Wieso sollen sich Mädels nicht in quietschpink austoben? Wer behauptet, dass aus barbieliebenden kleinen Mädchen keine Physikerinnen werden? Ich glaube, dass es den Kindern gelingt, ab und zu Prinzessin zu sein und Barbie zu mögen und trotzdem Naturwissenschaften interessant zu finden. Seit mehr als 60 Jahren werden Frauen mit Barbie groß und was hat es gebracht? Auch weibliche Vorbilder von Shakira bis Angela Merkel gibt es als Barbie-Figuren. Ich hoffe nur, dass nicht auch bald noch das Ken-Haus geschlossen werden soll – auch bekannt unter dem Namen Hollister. An der Tür dieses Bekleidungsgeschäfts wird man regelmäßig von Männern begrüßt, die nicht mehr als Badeshorts und Flip-Flops tragen. Wozu sie das tun? Natürlich, um dafür zu kämpfen, dass nicht nur Frauen auf Äußerlichkeiten reduziert werden.
CONTRA: Nicht genug, dass in Berlin überall unansehnliche Bürohäuser aus Stahl, Glas und Beton gebaut werden, jetzt soll auch noch einer der zentralen Plätze der Stadt für mehrere Monate mit einem lebensgroßen knallpinken Spielzeughaus verschandelt werden. Einzig zum Zweck, den Konsum zu feiern und kleinen Mädchen zu zeigen, was wirklich wichtig im Leben ist: einem schon rein anatomisch betrachtet unerreichbaren Schönheitsideal nachzueifern, in Hackenschuhen kochen zu können, bei Modenschauen zu laufen. Barbie stand schon immer für Oberflächlichkeit. Davon haben wir bereits in der Spielzeugproduktion und Werbung genug. Solche Beeinflussung muss man nicht auch noch unübersehbar für alle in der Stadt ausstellen. Denn Kinder bleiben von ständig präsenten Rollenbildern nicht unberührt. Mädchen haben es schon schwer genug, ein Leben abseits der vorgegebenen Rollen zu führen. Barbie und Co. sind bereits überall, die Vorstellung ist scheußlich, bald auch noch mit einem sexistischen Architekturmonstrum im Stadtbild konfrontiert zu werden.
Was haltet ihr von dem geplanten Barbie-Haus? Schreibt uns eure Meinung!