Coachings und Kontakte

Nachwuchsbands, die den John Lennon Talent Award erhalten, öffnen sich die Türen in die Musikbranche

 

Von Nastasia Achilles, 23 Jahre

 

 

Talent-Award-Anwärter Victoria (22) und Manuel (24) von 48 Stunden waren am Samstagabend live im Club Noisy Stage zu sehen und zu hören. Foto: Johannes Püschel

 

Die Bühne leer, das Publikum gespannt. So wird es aussehen, heute Abend, um kurz vor 20 Uhr im Club Noisy Stage in der Warschauer Straße. Hinter der Bühne stehen die fünf Mitglieder der Berliner Newcomerband 48 Stunden – Sängerin und Frontfrau Victoria Budzisch, Pianist Manuel Haase, Gitarrist Frank Siebold, Kontrabassist Nils Günther und Schlagzeuger David Erekul. Wenn schließlich das Licht gedimmt wird, flüstern sie sich ein leises „Magic“ – ihren Wahlspruch – zu. Dann eilen sie auf die Bühne, jeder auf seine Position. Es erklingt Deutschpop im Stil der Chartstürmer Silbermond. Dabei öffnet sich ein neues Kapitel der Bandgeschichte: 48 Stunden starten ihre erste Konzerttour.

„Die Tour ermöglicht uns der John Lennon Talent Award, einer der ältesten und renommiertesten Förderpreise für Nachwuchsmusiker in Deutschland“, erklärt Manuel Haase. Seit 1991 wird der Award mit Erlaubnis von Yoko Ono, der Witwe John Lennons, alle zwei Jahre von den 
Itzehoer Versicherungen vergeben. Er umfasst neben der finanziellen Unterstützung einer kleineren Tour durch Deutschland auch mehrere Workshops, in denen erfahrene Praktiker den nominierten Bands etwas zu Themen wie Imagepflege, Performance und Medienrecht beibringen. „Bei einem dieser Workshops gab uns beispielsweise Hana Hermann, Stylistin der Warner Music Group, den Tipp, den Jungs ein schlichteres, edleres Outfit zu verpassen. Ich dagegen sollte mit meiner Kleidung eher einen knalligen Farbeffekt setzen. Das passe besser zu unserer sanften Musik“, erzählt Victoria Budzisch. Da­rüber hinaus vermittelt das Förderprogramm aber auch wertvolle Kontakte. „Vor der Award-Nominierung war es für uns als Newcomerband unheimlich schwer, beispielsweise auf Messen wie der Grünen Woche aufzutreten“, sagt Haase. „Mehrmals riefen wir bei den Veranstaltern an und versandten Bewerbungen. Ohne Erfolg. Nach der Nominierung ist es nun ohne Weiteres möglich, für die Grüne Woche gebucht zu werden. Am 20. Januar treten wir nun auf der Landesbühne von Schleswig-Holstein auf.“

Rund 1 200 Bands hatten sich 2012 um den Preis beworben. 12 Bands wurden nominiert, darunter 48 Stunden. Drei der Bands werden heute Abend zu sehen sein. Am Ende der Förderungszeit warten die Live-Contests, bei denen die Bands noch einmal gegeneinander antreten. Eine Jury aus Praktikern kürt dann den Gewinner. „An dem Siegertitel hängt jedoch kein materieller Preis“, sagt Haase. Und dann? „Am Anfang, im Jahr 2009, haben wir uns vorgenommen, innerhalb eines halben Jahres die Charts zu stürmen. Mittlerweile hat sich eher der Weg als Ziel herausgestellt.“ Doch leise fügt er hinzu: „Aber einmal wie Silbermond auf einer großen Bühne stehen, das wäre schon was.“

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Kategorien Konzerte Kultur

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