„Ich soll nur sagen, was ich denke. Das tue ich“

Moses Pelham ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Rapper. Foto: Katja Kuhle

Moses Pelham über sein neues Album, die Versöhnung mit Xavier Naidoo und „X Factor“


Seit Freitag steht Moses Pelhams neues Album „Geteiltes Leid 3“ in den Geschäften. Die Jugendredaktion sprach mit dem Rapper über den Abschluss seiner CD-Trilogie und über seine Motivation, Mitglied in der Jury der Castingshow „X Factor“ zu werden.


Dein neues Album „Geteiltes Leid 3“ ist gerade erschienen. Deine Soloalben bilden eine Trilogie. Wie hat sie dich über die Jahre begleitet?

In den 14 Jahren seit dem Beginn der Reihe bin ich erwachsen und vernünftig geworden. Ich beschreibe immer noch Dinge, die mich als Menschen beschäftigen. Daran hat sich nichts geändert, aber meine grundsätzliche Haltung zu diesen Dingen: Jetzt suche ich etwas Positives, etwas Konstruktives, eine Perspektive und Hoffnung. Ich glaube, dass ich nun erwachsen geworden bin. Denn es hilft nicht, nur zu schreien, dass alles scheiße ist, denn irgendwann lernt man, dass man manche Dinge zwar nicht ändern kann, aber die eigene Haltung. Die Trilogie dokumentiert diese Veränderung.


Auf dem Album arbeitest du unter anderem mit Xavier Naidoo zusammen, mit dem du dich vor Jahren zerstritten hattest. Ist das Album eine Art Versöhnung?

Ich habe Xavier im Frühjahr wieder getroffen, nachdem wir uns zwölf Jahre nicht gesehen hatten, und das Treffen war sehr erbauend. Mir fiel ein Stein vom Herzen, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn gab. Und nach dem Treffen ist, eigentlich mehr durch Zufall, das Stück „Halt aus“ herausgekommen, das dokumentiert, was mit gutem Willen und mit Liebe alles möglich ist. Das ist ein zentrales Thema der Platte. Ich habe diese romantische Vorstellung, dass wir zusammen einen Menschen erreichen, den wir einzeln nicht erreicht hätten.


Du sitzt als Juror in der Castingshow  „X Factor“. Warum machst du bei so etwas mit?

Ich finde es nachvollziehbar, dass jemand in der Jury sitzt, der sich hauptberuflich mit Musik beschäftigt – wie ich. Ich wurde zuvor schon oftmals für Jurys von Castingshows angefragt, aber hatte immer das Gefühl, die Leute erwarten Dinge von mir, die ich nicht tun möchte. Zum Beispiel, jemanden vor laufender Kamera runterzumachen. Bei „X Factor“ wurde mir dann aber gesagt, es gehe darum überhaupt nicht. Ich müsse nur sagen, was ich denke. Und das tue ich. Auch wenn man bestimmte Dinge natürlich nicht sagt, zum Beispiel, dass jemand nie eine Karriere als Musiker aufbauen wird – es steht mir gar nicht zu, so etwas zu sagen, eigentlich steht das niemandem zu. Denn es gibt so viele Beispiele von Leuten, bei denen man nie geglaubt hätte, dass in der Musikbranche etwas aus ihnen wird und die es doch geschafft haben. Viele Menschen haben Talente, die du gar nicht siehst. Zu den Gründen, weshalb ich in der Jury sitze: Es bringt mir persönlich natürlich auch etwas. Mir war klar, dass ich ohnehin Promotion für das Album machen muss und das Fernsehen ist nicht der schlechteste Ort dafür.


Könntest du dir eine Castingshow nur für angehende Rapper vorstellen?

Bei „X Factor“ gab es einen Jungen namens Vasilij, der gebeatboxt und zum Teil gesungen hat. Aber er ist letztendlich gescheitert, weil das nicht mit jedem Lied geht: Ein Rapper covert normalerweise nicht, aber Covern gehört nun mal auch zum normalen Konzept von Castingshows. Andererseits gibt es keine andere Musikform, die sich ähnlich gut für Wettbewerbe eignet wie Rap. Das Battlen in der Musik wurde ja eigentlich in dieser Szene erfunden. Aber Rap-Castingshows würden nur eine sehr kleine Gruppe von Menschen interessieren, ich würde sie mir wahrscheinlich auch nicht anschauen, obwohl ich Rap wirklich mag.


Das Gespräch führten Leyla Sophie Gleissner, 20 Jahre, Josephine Valeske, 16 Jahre und Marius Estel, 17 Jahre

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Gefühle Interview Kultur Top-Thema Weiteres

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.