„Viele könnten sicher nicht so leben wie wir“

Miss Platnum und Marteria über ihre neue CD und darüber, warum man für Hip-Hop nicht zu alt wird

 

Seit Freitag ist die EP „Lila Wolken“ der Berliner Hip-Hopper Miss Platnum, Marteria und Yasha im Handel. Die Jugendredaktion sprach mit Miss Platnum und Marteria über die Themen ihrer neuen Lieder: Jugend, Liebe und das Leben als Künstler.

 

 

Miss Platnum, Marteria, welche Geschichten erzählt uns eure „Lila Wolken“-EP?


Miss Platnum: Die EP gewährt einen Einblick in unser Dasein als Künstler: Zum Beispiel haben wir beim „Lila Wolken“-Track einfach Bock gehabt, einen Song zu machen, der die Situation im Studio wiedergibt: bis fünf Uhr morgens dort zu sitzen, zusammen zu sein, das super zu finden und zu feiern, aber eben auch dabei zu arbeiten. „Autoboy“ hat dagegen mit Feiern weniger zu tun; da geht es um Rache und Eifersucht.

Marteria: „Bruce Wayne“ ist ebenfalls ein persönlicher Song, der einfach davon erzählt, wie ich die letzten Jahre im Guten und Schlechten erlebt habe. Für uns war die Arbeit an der EP einfach ein Freimachen, um Musik zu machen. In welche Richtung die Songs gehen sollten, hat sich ergeben. Wir haben das nicht durchgeplant.

 

In „Lila Wolken“ sprecht ihr an einer Stelle davon, mehr sein zu wollen, „als nur ein Moment“. Steht man heute als junger Mensch stärker unter Druck als früher?


Miss Platnum: Früher war in recht jungen Jahren bereits klar, welchen Weg man geht. Heute muss man flexibler sein, bereit sein, den Wohnort zu wechseln, sich auf vieles schnell einlassen, sonst ist man irgendwie verloren. Das ist anstrengend.

Marteria: Ich glaube eher, dass das ein allgemeines Problem ist. Es war schon immer schwierig. Du musst die ganzen Niederlagen, die du einsteckst, verarbeiten können. Und du musst deinen Arsch wieder hochkriegen und nicht zusammensacken. Egal, ob das nun vor 100 Jahren war oder jetzt. Es ist immer dasselbe, du musst immer voll Action machen. Und so lang man jung ist, kann man sich noch viel besser ausprobieren.

 

Da ihr über das Dasein als junge Künstler singt: Ist es nicht auch anstrengend, völlig frei zu sein und sich an nichts halten zu müssen?


Miss Platnum: Wie man das empfindet, ist echt typabhängig. Ich glaube, es gibt viele, die nicht so leben könnten wie wir. Das Freisein bedeutet oft, auch nur zu wissen, dass die nächsten drei Monate gut sein werden, aber was danach passiert, ist nicht sicher – auch finanziell nicht.

 

Macht euch das keine Angst?


Miss Platnum: Nein, weil ich weiß, dass es das ist, was ich will. Und das ist der Preis, den ich dafür bezahlen muss. Für andere kann diese Ungewissheit aber unerträglich sein.

 

Wird man eigentlich irgendwann zu alt für Hip-Hop?


Marteria: Hip-Hop in dem Sinn, wie viele das abstempeln, machen wir nicht. Es wird ja bei uns zum Beispiel nicht ununterbrochen geflucht. Wir machen letztlich Musik. Da ist es egal, ob das Hip-Hop-Einflüsse hat, elektronische Einflüsse oder andere. Dafür wird man nicht zu alt. Ein Stück weit hält uns das sogar eher jung.

 

Interview: Phuong Duyen Tran, 17 Jahre und Bill Schneider, 18 Jahre

 

Ist die Jugendzeit heute schwieriger als früher? Miss Platnum und Marteria sind sich nicht ganz einig. Was denkt ihr?

Postet eure Meinung als Kommentar unter diesem Interview.

Unter allen Kommentatoren wird zweimal die EP „Lila Wolken“ verlost.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Kultur Musik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.

Kommentare sind geschlossen.