„Impulse geben, Zeichen setzen!“

 

Das Theater Aufbau Kreuzberg gestaltet mit arabischen Künstlern den Workshop „Spring Lessons“

 

Von Henrike Hillmann, 21 Jahre

 

Trommelklänge und chorale Stimmen erklingen im Herzen von Kreuzberg. Diese Woche beginnt der erste von drei Workshops im Rahmen der „Spring Lessons“ im TAK, Theater Aufbau Kreuzberg, zu dem insbesondere Jugendliche eingeladen sind. Der Name „Spring Lessons“ verweist auf die Ereignisse des Arabischen Frühlings 2011, mit dem in zahlreichen arabischen Staaten die Proteste begannen. Zu Gast ist Salam Yousry, ägyptischer Künstler und Leiter des Beschwerdechors Kairo – ein Begriff, über den sich streiten lässt: „Mein Chorprojekt ist aus der Idee des Beschwerdechors entstanden, im Grunde aber ist es Kunst in ihrer reinen Form. Sich frei entfalten können, frei zu sprechen, darum geht es. Inwiefern das Ergebnis letztendlich kritisch und politisch ist, hängt von der Gruppe und dem Kontext der Veranstaltung ab“, erklärt Salam Yousry.

 

Nach Aufwärmübungen und gemeinsamem Tanz werden die bunt gemischten Teilnehmer des Workshops gebeten, nebensächliche Ereignisse ihres Lebens auf Papier zu bringen – Material für das spätere Lied. Es ist erstaunlich zu sehen, auf was für skurrile und wunderbare Geschichten die Menschen im Innersten stoßen, sobald man sie dazu motiviert. Wichtig ist dabei nicht unbedingt das, was man sagt, sondern dass man etwas sagt. „Es geht hauptsächlich um den Entstehungsprozess von Kunst. Jeder kann meiner Auffassung nach Künstler sein, sofern er dazu ermutigt wird, aus seinem Innersten heraus zu sprechen. Ich setze nur Impulse und füge am Ende alle Teile zusammen“, so Yousry.

 

Eine Teilnehmerin etwa schreibt über ihre letzte Diät. Spontan zückt Yousry die Trommel und aus nur einem Satz dieser Geschichte wird sogleich ein Lied. Moritz Pankok, Regisseur und Leiter des TAK, ist begeistert: „Ich glaube, wir können in diesem Workshop viel von Salam lernen. Kunst lebt im Grunde nur durch ihre Darsteller. Diese müssen dazu ermutigt werden, sich selbst in der Rolle auszudrücken. Die Methodik, die Salam vermittelt, ist einfach und doch wirkungsvoll.“

 

Am Ende des ersten Workshop­tages ist fast ein komplettes Musikstück entstanden. Yousry versteht es, Menschen dazu zu bringen, völlig aus sich herauszugehen und ein Gefühl für die eigene Wichtigkeit zu bekommen. Die Teilnehmer sind begeistert.

 

Gemeinsam viel erreichen

 

Der Workshop von Salam Yousry ist einer von insgesamt drei Workshops, die das TAK im September im Zusammenhang mit dem in Planung befindlichen Stück „Zeichen, Rituale, Veränderungen“ von Sa’adallah Wannus anbietet. Die Inszenierung basiert auf einem in seinem Entstehungsland Syrien stark zensierten Theaterstück zum Thema persönliche Freiheit. Die Workshop-Teilnehmer werden dabei selbst kleine Rollen übernehmen. Die Uraufführung findet am 29.11.2012 statt.

 

Weitere Informationen unter: www.theater-aufbau-kreuzberg.de

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Kategorien Kultur Theater

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