„Leben ist Lesen“



Wolfgang Schmitz ist Autor von “Schneller lesen, besser verstehen” und “Schneller lesen, besser verstehen. Für Jugendliche”, außerdem Gründer der Organisation Improved Reading Deutschland./ Foto: Privat



Der Experte und Trainer für effizientes Lesen Wolfgang Schmitz gibt Tipps, wie man schneller liest und besser versteht



Herr Schmitz, heute ist Schulanfang, wir müssen also wieder lesen, lesen, lesen. Warum muss man eigentlich immer so viel lesen?

Es gibt nicht vieles im Leben, das wichtiger ist als Lesen. Leben ist Lesen. 70 Prozent unseres Wissens erlangen wir durchs Lesen.


Sie haben nun auch ein Buch für Jugendliche geschrieben, das erklärt, wie man schneller liest. Warum?
Es geht nicht darum, lediglich schnell zu lesen, sondern ergiebig. Die meisten Menschen haben Vorurteile gegenüber dem schnellen Lesen. Sie verbinden es mit huschigem Lesen und denken, dass man so noch weniger versteht. Das Gegenteil ist der Fall. Ich hatte früher keinen Spaß am Lesen. Vor dicken Wälzern hatte ich Angst. Mithilfe der richtigen Technik gelang es mir, mich in Texte reinfallen zu lassen.


Ich frage mich, was am Lesen so kompliziert sein soll, wo wir es doch schon seit der ersten Klasse machen.

Ja, aber ein großer Fehler ist, dass den Kindern beigebracht wird, gleich beim ersten Lesen mit dem Stift an den Text ranzugehen. Das lenkt ab. Die Auseinandersetzung muss nach dem Lesen stattfinden. Die Lehrer, aber auch die Kultusminister und der Senat setzen sich kaum mit dem richtigen Lesenlernen auseinander.


Worauf muss man beim schnellen Lesen achten?

Man muss sich vorwärts orientieren. Beim Lesen sollte man nicht ängstlich sein. Der größte Fehler, den wir beim Lesen machen, ist, dass wir viel zu genau sind. Man muss loslassen und dem Autor einfach zuhören. Wie bei einem Vortrag, da
unterbrechen wir den Vortragenden ja auch nicht nach jedem Satz, weil wir etwas nicht verstanden haben. Wir lassen ihn erst mal ausreden und stellen eventuelle Fragen am Ende.


Muss man immer schnell lesen?
Auf keinen Fall! Schöne Gedichte und Romane sollte man auf jeden Fall genießen. Es gibt viele Texte, vor allem philosophische, bei denen man viel nachdenken muss, manchmal über jedes Wort.


Das Buch erklärt auch, wie unser Gehirn und unsere Augen funktionieren.
Genau, denn es ist wichtig zu wissen, dass dem Gehirn klar sein muss, was es macht, sonst kann es nicht effektiv arbeiten. Wiederholungen sind unglaublich wichtig. In meiner Schulzeit war ich kein Fan von Hausaufgaben. Aber heute begreife ich, wie wichtig tägliche Übungen sind.


Interview: Diana Höhne, 19 Jahre



Und als Internettipp: Ihr wollt wissen, wie schnell ihr lest und wie viel ihr dabei behaltet? Unter http://www.improved-reading.de/buch/verstaendnistest/ könnt ihr einen Test machen.

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