von Maximilian Henning, 19 Jahre
Die Zeiten ändern sich, werden rauer je älter man wird. Man wächst aus dem naiven Vorstellungen und Träumen seiner Kindheit hinaus, die früher zur Flucht vor der Realität dienten und stellt erstaunt fest, dass die Fantasiewelten, die in der Kindheit einen sicheren Schutz boten auf einmal durchdrungen sind mit den Schrecken, die uns tagtäglich in den Nachrichten oder auf der Straße begegnen.
Wer zur Premiere des ersten Harry Potter Films ging erblickte viele junge Menschen, die niedlich in schwarze Zaubermäntel gehüllt, mit ihren Eltern in eine friedliche Welt aus Zauberei und Hexerei eintauchten. Fasziniert schlenderte man durch die Winkelgasse, betrachtete mit großen Augen die magischen Gänge und Räume von Hogwarts und lernte ehrfürchtig die Romanfiguren kennen, die man aus den Büchern schon lang als gute Freunde bezeichnete.
Unter der Regie von Chris Columbus präsentierte sich dem Zuschauer ein Abenteuer für die ganze Familie, in dem das Böse keine Chance hatte.
Am letzten Dienstag, 10 Jahre später, bei der Mitternachtsvorstellung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2“ am Potsdamer Platz erblickte man unter den Gästen keine kleinen lachenden Zauberschüler mehr. Aus ihnen wurden Studenten, Abiturienten und Azubis, die schon feststellen mussten, dass das Leben auch erste Seiten hat. So sah man in den Gängen vom Cinestar Dementoren, Todesser und Haushelfen, die ihre Freiheit forderten, umherschwirren. Alle in einer kindlichen Vorfreude auf den letzten Teil der Saga versunken, am überlegen, wie Regisseur David Yates das Ende einer Ära für einer ganzen Generation umgesetzt hat, die mit dem ersten Roman lesen lernte und nun sich als Erwachsene zurechtfinden müssen.
Was sich dem Zuschauer die nächsten 130 Minuten präsentierte wurde war ein Bombast an Effekten und Special Effects, die einen übermannten und die Grenzen des technisch Machbaren ausloteten. Der Film setzt dort ein, wo Teil 1 geendet hat. Voldemort ist im Besitz des Elderstabs, den er aus dem Grabmahl von Dumbledore gestohlen hat. Während dessen versuchen Harry, Ron und Hermine weiter die Horkruxe zu finden und zu zerstören. Ihre Suche führt in die finsteren Verliese von Gringotts bis zurück nach Hogwarts, dass autoritär von Snape gleitet wird. Hier findet nun die letzte Schlacht zwischen Voldemort und Harry statt. Eingefangen in großartigen Bildern von Eduardo Serra, der 2004 für den Oscar in der Kategorie „Beste Kamera“ für den Film „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ nominiert war, erlebte man wie die Schule für Zauberei und Hexerei zerstört wird.
Doch trotz allem Pathos und Erinnerungen, die in einem wach geweckt werden, verliert der Geschichte seine Tiefe in den Schlachten und Explosionen. Teilweise wirken Ron und Hermine, wie Statisten neben Harry und auch die anbannende Liebesbeziehung der beiden verdrängt diesen Eindruck nicht. Auch die Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit von Snape hätte mehr Möglichkeiten geboten. So verrennt sich der Film immer weiter in seine epischen Kämpfe und hinterlässt den Eindruck, dass das Ende der Geschichte von Harry Potter, wie ein großes Feuerwerk ist, schön anzusehen, doch es vergeht in Luft.