Die Besonderheit des ungeschulten Blicks

„Junggesehen" Band 1

Der Bildband „Junggesehen“ präsentiert Bilder von Nachwuchsfotografen aus ganz Deutschland


Gute Ideen entstehen bekanntlich oft aus einem Mangel. Auf der Suche nach einem Bildband für junge Fotografie durchforstete unser Jugendredakteur und Fotograf Fritz Schumann im November 2008 einige Buchläden. Finden konnte er keinen. Also beschloss Fritz, der gerade das Abitur gemacht hatte, selbst einen Sammelband herauszugeben:„Es gibt viele junge Fotografietalente in Deutschland, die noch keine Öffentlichkeit haben. Wir wollten das ändern und zeigen, dass junge Fotografie es wert ist, gesehen zu werden.“ Mit einem Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern machte sich Fritz an die Arbeit. „Das Projekt musste einige bürokratische Hürden nehmen“, erzählt Fritz. „Außerdem war es eine große Herausforderung, die Motivation und Disziplin in der Gruppe aufrecht zu erhalten.“ Doch nach einem dreiviertel Jahr konnte das Projektteam das Ergebnis seiner Anstrengungen in den Händen halten.


In „Junggesehen“ sind hundert Bilder von hundert Fotografen versammelt. Das Buch zeigt einen Querschnitt durch die Vielfalt junger Fotopraxis. „Junggesehen“-Redakteur Danilo Bretschneider erklärt die ­Besonderheit des ungeschulten Blicks: „Im Gegensatz zu den Profis haben junge Fotografen ihren Stil noch nicht gefunden. Wir verstehen das als Vorteil. Denn man sieht den Bildern an, dass da etwas ausprobiert wird.“


Das Buch stellt auch die Fotografinnen und Fotografen in Porträt und Steckbrief vor. Einige haben die Gelegenheit wahrgenommen, ihrem Bild einen eigenen Text gegenüber zu stellen. Oft taucht die Fotografie darin als Möglichkeit auf, ein Gefühl auszudrücken und die Zeit anzuhalten. „Im Alter zwischen 14 und 24 Jahren passiert viel und man muss wichtige Lebensentscheidungen treffen“, meint Fritz. „Da entsteht der Wunsch, den Moment festzuhalten. Denn es wird nie wieder so sein.“


Die Erstauflage war bald vergriffen. Mit der großen Nachfrage hatte die Redaktion nicht gerechnet. Jetzt geht das Projekt in die zweite Runde. Redakteur Danilo freut sich auf den neuen Band: „Gemeinsam über die Auswahl der Bilder zu entscheiden, ist ein spannender Prozess. Aber auch sehr anstrengend. Wir müssen uns darüber verständigen, was ein gutes Bild ausmacht.“ Für die Redakteure zählt die künstlerische Idee hinter den Bildern: „Ein Foto muss für uns nicht unbedingt handwerklich perfekt sein“, sagt Fritz. „Solche Bilder sind im Endeffekt oft langweilig. Bei der Auswahl eines Bildes stellen wir uns jedes Mal die Frage, ob es beim Betrachter Gefühle hervorrufen kann.“


Die Bilder werden in den Kategorien „natürlich“, „urban“, „gefühlt“, „spaßig“ und „ungewöhnlich“ zusammengefasst. Eine Bildgattung ist der „Junggesehen“-Redaktion etwas zu oft untergekommen: „Uns war vorher nicht klar, wie beliebt Katzen als Motiv unter Jugendlichen sind. Um es in den nächsten Band zu schaffen, müsste ein Katzenbild also schon außergewöhnlich gut sein“, sagt Fritz.


Inzwischen hat das Projekt Fördermittel des EU-Programms „Jugend in Aktion“ erhalten. Fritz erklärt die nächsten Schritte: „Für den ersten Band haben wir noch mit der Internetplattform jugendfotos.de zusammengearbeitet. Den neuen Band wollen wir ganz unabhängig aufziehen und noch mehr junge Fotografinnen und Fotografen erreichen. Wir können jede Verstärkung gebrauchen.“ Im neuen Band „Junggesehen 2011“ werden hundert bislang ungesehene Bilder in einem größeren Format erscheinen.


Mitarbeiter gesucht: Das Projekt „Junggesehen“ sucht für seine zweite Ausgabe noch engagierte ehrenamt­liche Mitarbeiter. Mitmachen kann grundsätzlich jeder, der sich in die Redaktion und Organisation des Projekts einbringen möchte – sich für Fotografie interessiert. 
Der erste Band soll ebenfalls eine Neuauflage erfahren. 

Weitere Informationen zum Projekt und dazu, ab wann Fotos für „Junggesehen 2011“ eingesendet werden unter:

www.junggesehen.wordpress.com

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Kultur Top-Thema

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.