Der Vorleser

Sebastian Lehmann (28) liest unter anderem in der Lesedüne im Monarch und schreibt in Büchern und in seinem Blog. (Foto: Hendrik Schneller)

Sebastian Lehmann über Jugendkulturen in Berlin, seinen Topfschnitt und darüber, dass er wirklich nicht gekifft hat


Sebastian, in der gerade erschienenen Anthologie „Das war ich nicht, das waren die Hormone!“ (Satyr Verlag) hast du Geschichten aus deiner Pubertät veröffentlicht. In deinem Blog sendest du jede Woche einen Jugendkulturen-Podcast. Kannst du von der Jugendzeit nicht loslassen?

Doch, aber ich schreibe eben über Dinge, die ich beobachte. In Berlin gibt es alle Jugendkulturen. Da sind zum Beispiel die U1 oder die U8 gute Strecken. So von Wedding bis Neukölln, von Kreuzberg nach Charlottenburg. Und der Alex ist auch ein guter Ort. Es gibt natürlich auch manchmal Jugendliche, bei deren Anblick ich mich selbst ertappe, weil ich auch so war.


Zu welcher Jugendkultur würdest du dich selbst rückblickend zählen?

Wahrscheinlich irgendwie so Indie. Ich fand früher diese Britpop-Sachen gut und trug auch einen Topfschnitt. Na ja, den hab ich im Prinzip immer noch. Später fing dann meine Tocotronic-Phase an. Ist das eine Jugendkultur? Hamburger Schule? Jedenfalls fand ich das ganz toll. Sportjacken und so.


Wie viele Jugendkulturen sammelst du in deinem Podcast?

Es gibt etwa 30 verschiedene Texte. Die habe ich früher auf Lesebühnen gelesen und dann haben mich die Leute öfter gefragt, ob man das nicht irgendwo nachlesen kann. Und weil es immer besser ist, wenn etwas vorgelesen wird, mache ich jetzt erstmal zehn Folgen und gebe mich je nach Sendung als Emo, Öko, Hippie, Skater, Autonomer, Jungliberaler oder was auch immer aus. Mal schauen, ob sich die Leute dafür interessieren.


Lass uns schließen mit einer peinlichen Anekdote aus deiner Jugend.

Richtig peinlich war, als ich mit 16 einmal sehr betrunken nach Hause gekommen bin. Ich habe meine Eltern geweckt, und die fanden das ganz witzig, aber ich wollte mich die ganze Zeit entschuldigen und habe gesagt: Heute hab’ ich wirklich nicht gekifft. Und sie dann: Was, du kiffst? Das war am nächsten Tag sehr peinlich.


(Interview: Katrin Gottschalk, 25 Jahre)


Termine der Lesungen und den Podcast findet ihr unter
sebastian-lehmann.blogspot.com

Das könnte Dich auch interessieren

  • Meldungen

    Online-Voting: Im Mittelpunkt des Jugendkunstwettbewerbs Vattenfall Young Contemporary stehen die Neuen Medien.…

  • Träumen international

    Vom 31. Oktober bis 28. Januar zeigt der Friedrichstadtpalast eine kleine Weltreise…

  • Hörprobe

    So Platt wie gebügelt: Der Stilmix aus Indie, Punk, Synthy-Pop, New Wave…

  • Hörprobe: Grizzly Bear „Shields“

    Da steppt der Bär: Erstaunlich, was den vier Herren von Grizzly Bear…

Kategorien Interview Kultur

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.