Mehr als Alkohol und Facebook

 

Katharina Weiß (15) ist Autorin des Buches „Generation Geil – Jugend im Selbstportrait“, erschienen im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf. (Foto: Nico Klein-Allermann)

In ihrem ersten Buch rechnet die 16-jährige Katharina Weiß mit den Klischees über ihre Generation ab

 

Katharina, gerade ist dein Buch „Generation Geil – Jugend im Selbstportrait“ erschienen, für das du 
20 Geschichten aus dem Leben von Jugendlichen gesammelt und niedergeschrieben hast. Warum hast du uns als geile Generation betitelt?

 

Ich fand, dass geil gut passt, weil es für alles steht, was uns gefällt. Es drückt diese krasse Begeisterung für alles aus, wir sind nämlich überhaupt nicht denkfaul und angepasst, sondern im Gegenteil sehr interessiert und ambitioniert. Überhaupt nicht die Null-Bock-Generation, für die uns alle halten. Ich wollte mit diesem Wort „Generation“ natürlich auch an diese ganzen Bücher von Erwachsenen über Jugendliche anlehnen.

 

Du hast das Buch im Alter von 15 Jahren geschrieben – wie kommt man mit 15 auf so eine Idee?

 

Mir war langweilig, es war Winter. Und man kennt ja die Situation: Man sitzt mit den Eltern beim Frühstück, die Zeitung wird aufgeschlagen, und dann steht da die Schlagzeile: 
„14-Jährige liegt im Koma nach Wodka-Abschuss“. Das wird dann natürlich gleich auf dich bezogen, und alle schauen dich an als einzige anwesende Vertreterin dieser Generation. Diese Verallgemeinerung hat mich aufgeregt. Der falsche Umgang mit Alkohol ist zwar ein Aspekt, den man nicht vergessen darf, wenn man über uns spricht, aber es ist eben nur ein Aspekt von vielen. Diese Generation ist so viel mehr.

 

Stimmt. Da gibt es zum Beispiel noch die Gewalt. Ein Zitat eines 16-Jährigen, den du in deinem Buch portraitierst, lautet: „Zum Glück bin ich noch nie in eine Prügelei gekommen, bei der Waffen im Spiel waren“.

 

Das war ein besonderes und wirklich spannendes Interview, da sein harter Alltag in Wedding, Kreuzberg und Neukölln ziemlich fern von meiner eigenen Lebensrealität ist. Aber trotz allem ist er eben auch ein toller Junge. Entgegen der Klischees hat er Ziele, will etwas in seinem Leben erreichen. Teilweise haben mich die Geschichten, die ich auf meiner Recherchetour gehört habe, sehr betroffen gemacht, aber gleichzeitig war es auch sehr schön, die Menschen hinter ihren Fassaden kennenzulernen und zu entdecken, was alles in ihnen steckt.

 

Wie bist du überhaupt an all diese Geschichten von Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Schichten und Bundesländern herangekommen?

 

Für das Buch habe ich zunächst Freunde und Freunde von Freunden auf Partys befragt und dann später noch Interviews mit wildfremden 
Jugendlichen in ganz Deutschland geführt. Im Café, im Park, an der Bushaltestelle – überall haben wir uns getroffen. Sie haben mir einfach aus ihrem Leben erzählt, und ich habe mitgetippt. Sämtliche Namen habe ich geändert, denn nur durch diese Anonymität haben sich Patrick, Helene & Co auch getraut, mir so viele private Details anzuvertrauen.

 

Denkst du, dass du etwas mit deinem Buch erreichen kannst?

 

Das Buch soll ein authentisches Bild von der Jugend von heute zeigen und dabei Klischees ausräumen, sie aber nicht komplett weglassen. Klischees haben ja immer einen Kern, und zu dem wollte ich vordringen. Was ist wirklich dran an dem Bild, das die Gesellschaft von uns hat? Alkohol, Partys, Facebook – das sind wichtige Themen. Aber es gibt noch so viel anderes, das uns beschäftigt, etwa die Frage nach Ethik oder Moral. Mir war es wichtig, unsere Vielseitigkeit in den Vordergrund zu stellen.

 

Das Gespräch führte 
Deborah -Hermanns, 18 Jahre.

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Kategorien Kultur Literatur

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