Schreiben, um nicht sprechen zu müssen

 Die 15-jährige Michelle aus Berlin gehört zu den besten Nachwuchsautorinnen Deutschlands

Michelle, du bist erst 15 Jahre alt, hast aber schon eine Kurzgeschichte in einem Erzählband veröffentlicht. War der Schreibwettbewerb für das Buch „Frühlingsflattern“ dein erster Versuch, im Literaturbetrieb mitzumischen?
Allerdings. Ich bin vorher nie auf die Idee gekommen, bei so etwas mitzumachen. Aber als ich von dem Wettbewerb erfahren habe, wollte ich es versuchen, weil ich gern schreibe.

Nicht unbedingt das üblichste Hobby für Jugendliche deines Alters.
Ich schreibe, weil ich nicht so gern über meine Gefühle spreche. Schreiben ist für mich eine Art auszudrücken, was ich denke und fühle.

Unsere Generation wird in den Medien bisweilen als „Generation Porno“ bezeichnet, zu unverdorbenen Beziehungen gar nicht fähig. In deiner Geschichte geht es jedoch darum, sich zu verlieben, sich zu finden. Ganz traditionelle jugendliche Gefühle. Wie denkst du über das Thema?
Ich glaube schon, dass viele Jugendliche heute das Motto „Generation Porno“ leben, allerdings gibt es auch viele andere, die die Liebe eher zaghaft erleben, so wie es in meiner Geschichte geschieht. Eine unverdorbene Beziehung ist unter Jugendlichen sicher genauso häufig wie eine, die manche als verroht bezeichnen würden. Ich selbst würde mich nicht wirklich zur „Generation Porno“ dazuzählen.

Woran liegen diese doch sehr unterschiedlichen Vorstellungen von einer Beziehung?
Die direkte Umgebung hat sicher einen großen Einfluss. Wenn ein Freundeskreis mehr dazu neigt, in schnellem Tempo eine Beziehung nach der anderen anzufangen, erscheint das für einen vielleicht als normal. Andererseits kommen die Unterschiede auch davon, dass die Menschen eben verschieden sind und sich schüchterne Jugend-liche gar nicht trauen, verdorbene Beziehungen zu führen.

Wer eine Geschichte veröffentlicht, gibt fremden Menschen Einblick in seinen Kopf. Stört dich das?
Kaum, schließlich habe ich mich selbst dazu entschieden. Auch wenn die Geschichte von meinen Gefühlen handelt, stammt davon doch relativ wenig aus meinem wirklichen Leben. Außerdem habe ich ja auch nichts geschrieben, das man lieber für sich behalten sollte.

Das sicher nicht. Hast du schon eine neue Geschichte in Planung?
Im Moment noch nicht. Ich habe zwar schon nach einem neuen Schreibwettbewerb gesucht, allerdings noch nichts gefunden, was mir wirklich gefallen hat.

Das Gespräch führte Peter Holan, 
18 Jahre

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Kategorien Interview Kultur Literatur

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