Klartext

Kritik an Jugendsprache: Wir sprechen, wie wir sind!

Der Verein Deutsche Sprache hat – mal wieder – das Bedürfnis sich darüber zu beklagen, wie schlecht diese Jugend von heute doch spricht. Puh. Das können wir natürlich nicht so stehenlassen.

Es liegt mal wieder etwas im Argen! Der Verein Deutsche Sprache ist besorgt über die Sprachentwicklung bei uns jungen Leuten. Wir hätten Probleme, uns richtig und vor allem angemessen auszudrücken. Überall nur noch Anglizismen und Fantasiewörter. Schreiben, so richtig mit Schreibschrift, können wir auch nicht mehr, sagen sie, und klingen dabei verflucht konservativ.

Dabei ist die Sprache doch kein starres Konstrukt. Sprache, das ist ein ewiger Prozess, stets äußeren Faktoren ausgesetzt – seien es politische Entscheidungen, kulturelle Einflüsse, neue Entwicklungen oder die Globalisierung.

Würden wir alle das Frühneuhochdeutsch aus den Zeiten Martin Luthers herauskramen und vom „Luftikus“ und von „Hanswurst“ sprechen, wäre das dem Sprachverein sicher auch nicht recht. Und natürlich wissen seine Mitglieder, dass Luther, der alte Revoluzzer, seinerzeit selbst gegen die verkrusteten Sprachregeln aufbegehrt hat.

Die Kritik ist so alt wie Aristoteles

Wie man es macht, macht man es falsch. Auch Aristoteles hat sich schon über die verkommende Jugend und den Verfall der Kultur beschwert. Denn früher war wohl mehr Lametta. Doch auch eure Vorfahren, lieber Sprachverein, haben sich einige Schnitzer erlaubt: Sie erfanden Wörter wie „Fisimatenten“ und nutzten wahrscheinlich stolz den scheinbar französischen Begriff. Sollte der wirklich auf den Ursprung „Visitez ma tente!“ („Besuchen Sie mein Zelt!“, sollen französische Soldaten während der Besatzung im 19. Jahrhundert junge Damen angebaggert haben) zurückgehen, wäre das deutsche „Unsinn“ als Übersetzung nämlich genau das: Unsinn.

Natürlich hat jemand, der „als“ und „wie“ vertauscht und von „Robert seine Mom“ spricht, auch bei mir einen schweren Stand. Und ein handgeschriebener Brief bleibt wesentlich schöner als Emojis. Doch Digitalisierung rules the world. Also warum kommen wir alle nicht wieder auf den Carpet und atmen mal ganz locker-flockig durch die Pants? Im Endeffekt müssen wir uns gegenseitig verstehen können. Nicht mehr und nicht weniger.

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Kategorien Klartext Zwischendurch

Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.