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Der Fall Carolin Matthie: Pistole im Gürtel, Mascara in der Handtasche

Die Berliner Studentin Carolin Matthie hat Angst. Sie geht nur noch mit Schusswaffe aus dem Haus und wirbt online dafür, es ihr gleichzutun. Marlene hat auch Angst – aber vor etwas anderem.

In Deutschland werden immer mehr Straftaten begangen. Zugleich steigt die Zahl der Menschen, die einen Kleinen Waffenschein besitzen. In dieser Zeit, die für viele von Angst geprägt ist, sorgt die 25-jährige Berlinerin Carolin Matthie gerade für ordentlich Aufruhr.

Die Informatik-Studentin – nebenbei Model, YouTuberin und Autorin – fühle sich nicht mehr sicher. Ihre Lösung: eine Schreckschusswaffe. Niemals gehe sie ohne die Pistole aus dem Haus. In ihren YouTube-Videos posiert sie stolz vor ihrem umfänglichen Waffenarsenal. Weniger gefährliche Abwehrmittel, etwa ein Pfefferspray, kommen für sie nicht infrage. Es würde zu lange dauern, es aus der Tasche zu holen.

Jeder müsse sich heute um sich selbst kümmern, sagt Carolin, weil es keine Zivilcourage mehr gäbe. Daran, sich zu bewaffnen, könne sie daher nichts Falsches findet. Am liebsten hätte sie es sogar, dass jeder deutsche Bürger bewaffnet sein darf – und setzt sich daher für ein liberales Waffengesetz ein, wie es seit Juni vergangenen Jahres in Tschechien herrscht. Jeder darf dort eine scharfe Waffe im Gürtel stecken haben. Das erinnert an die USA – wo der Waffenbesitz bekanntermaßen keineswegs zu sinkenden Gewalttaten führt. Ganz im Gegenteil. Dieser Fakt scheint Carolin entweder unbekannt oder egal zu sein.

Für sie steht eine Waffe für Sicherheit. Sie fühlt sich geschützt, wenn sie auf jemanden zielen kann, der auf sie zielt. Aber würden wir nicht nur dann wirklich sicher leben, wenn wir eben nicht befürchten müssten, dass alle Menschen um uns herum jederzeit auf uns schießen können?
Carolins Grundmotivation ist ja prinzipiell nicht falsch: Während andere Menschen z. B. nachts vermeiden, schlecht beleuchtete Wege entlangzugehen, und sich damit ein Stück weit in ihrer Freiheit eingrenzen, sucht die Berliner Studentin nach einem anderen Weg. Fast feministisch. Ein potenzieller Täter müsse davon ausgehen, dass sich das potenzielle Opfer wehrt. Leider ist Carolins Lösung alles andere als friedenstiftend, bedeutet sie doch in der Konsequenz, jeder kann jedem unermesslichen Schaden zufügen. Misstrauen und Angst werden gesät. Waffen produzieren nichts als Gewalt. Das sollte auch eine 25-Jährige wissen.

Was haltet ihr von Carolins Bewaffnung? Seid ihr für eine Lockerung unseres Waffengesetzes? Diskutiert mit uns in den Kommentaren!

Foto: YouTube/Carolin Matthie

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Kategorien Gesellschaft Klartext Zwischendurch

Vor 18 Jahren wurde ich in Berlin geboren und wusele seitdem dort durch die Gegend, immer offen für interessante Begegnungen und skurrile Situationen, auf der Suche nach mir selbst oder der, die ich sein möchte. Mich interessieren Musik, Theater, Politik, Natur und vor allem Menschen. Weil ich gern über alles nachdenke, schreibe ich auch gern. Denn – wenn ich all das, was ich denke, aufschreibe, bekomme ich Klarheit in meinen Geist und schöpfe Energie. Ich habe den Drang mich mit so vielen Themen wie möglich auseinanderzusetzen, gleichzeitig möchte ich andere Berliner*innen zum Nach- und Weiterdenken anregen. Beides vereine ich seit 3 Jahren in der Jugendredaktion.