ARCHIV - Rekruten der Bundeswehr nehmen am 02.03.2005 Aufstellung auf dem Gelände der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf bei Bielefeld (Nordrhein-Westfalen). Mitten in der Debatte um das Traditionsverständnis der Bundeswehr präsentiert sich die Truppe den Bürgern beim «Tag der Bundeswehr» an 16 Standorten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird in Augustdorf erwartet. (zu dpa/lnw «Von der Leyen besucht zum «Tag der Bundeswehr» Kaserne in Augustdorf» vom 10.06.2017) Foto: Oliver Berg/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Klartext

Und was
 macht dein 
Freund so? Wie es ist, wenn der Partner Soldat ist

Es ist ein Zeichen von Vertrauen, wenn man mit anderen über sein Privatleben sprechen kann. Für mich werden freundlich-interessierte Fragen nach meinem Freund allerdings zur Zerreißprobe. Denn er studiert bei der Bundeswehr. Und diese Antwort kommt nicht immer sonderlich gut an.

Gleich vorab: Ich befürworte weder Krieg noch den Einsatz von Waffen noch häufig damit assoziiertes Gedankengut. Glücklicherweise wurde mir bislang oder nie Gegenteiliges unterstellt. Aber bei Sätzen wie „Das machst du mit? Die wollen doch alle nur Heimchen am Herd“ schreien mein verliebtes Herz und die emanzipierte Frau in mir unisono auf. Ich fühle mich zur Rechtfertigung genötigt. Diese Äußerung unterstellt mir, dass ich bereitwillig Chancen aufgebe und anscheinend so verblendet bin, dass man mich unbedingt darauf hinweisen muss.

„Ich schäme mich nicht dafür. Im Gegenteil.“

Sicher, unsere Beziehung läuft etwas anders ab als in meinen selbstbestimmt-optimistischen Mädchenträumen. Etwa wenn das gemeinsame Wochenende wegen einer kurzfristig angesetzten Übung ausfällt oder mein Freund am Sonntagnachmittag Nahkampftechniken mit mir üben will. Allerdings ist mir bisher nicht aufgefallen, dass die Berufswahl meinem Freund – den ich übrigens schon lange vor seiner Verpflichtung kennengelernt habe – ein derart rückständiges Weltbild eingebracht hat. Müsste ich meine Zeit damit verbringen, ihm zu Hause die Kommandosprache abzugewöhnen, hätte ich schon längst meine Koffer gepackt (obwohl ich manchmal gerne den Code hätte, um seine militärischen Abkürzungen zu entschlüsseln). Allein die Tatsache, dass er sich für die Bundeswehr entschieden hat, ist für mich kein Grund dafür – und das kann ich anderen oft schwer begreiflich machen. Ja, ich muss mich deshalb oft anpassen und ja, vielleicht wirkt es befremdlich, wenn ich von seiner Ausbildung erzähle. Aber es ist eben auch nur ein Job.

Ich könnte natürlich verschweigen, was mein Freund beruflich macht, um dieser Diskussion zu entgehen. Doch ich schäme mich ja nicht dafür. Im Gegenteil, ich bin stolz darauf, stolz auf unsere Beziehung, stolz, dass wir es schaffen. Ich bin nicht mit ihm zusammen, weil er Soldat ist, sondern weil er ein toller Mensch ist. Auch die werden manchmal Soldaten.

Foto: Oliver Berg/dpa

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„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.