Die Worte "Fly sein" flimmern am 18.11.2016 in München (Bayern) als "Jugendwort des Jahres" über den digitalen Newsticker eines Hotels in München. Fly sein bedeutet besonders abgehen und wurde zum Jugendwort des Jahres gewählt. ACHTUNG: Dieses Bild hat dpa auch im Bildfunk gesendet.· Foto: Peter Kneffel +++(c) dpa - Nachrichten für Kinder+++

„Fly sein“: Das Jugendwort des Jahres existiert gar nicht

Seit 2008 kürt der Langenscheidt-Verlag das Jugendwort des Jahres. Vergangenen Freitag war es erneut so weit. „Fly sein“, was so viel heißen soll wie „besonders abgehen“ ist das Jugendwort 2016.

Zuvor konnten Jung und auch Alt Begriffe, die sie für „typisch jugendlich“ halten, online einreichen. 30 von ihnen wurden zur Abstimmung gestellt. Aus den zehn Begriffen mit den meisten Stimmen wählte eine Jury schließlich das Jugendwort des Jahres aus. Laut dem Verlag seien Kreativität, Originalität, Verbreitungsgrad des Wortes sowie gesellschaftliche und kulturelle Aktualität die Kriterien, nach denen entschieden werde. Kurios nur: Die Jugendredaktion konnte lediglich bei vier der 30 Wörter erraten, was diese bedeuten sollen, auch „fly sein“ kannte niemand. Alle waren sich einig, nicht einen der 30 Begriffe selbst zu gebrauchen – weder „Swagphone“, womit ein Smartphone zum Angeben gemeint ist, noch „mailden“, ein Kurzausdruck für „per Mail melden“, oder „Tweef“, was einen Streit über Twitter bezeichnet. Auch das Wörtchen „isso“, das beim Online-Voting mit 20 Prozent der Stimmen das Rennen machte und eine Verkürzung der Worte „ist so“ darstellt, wird in der Jugendredaktion höchstens versehentlich aufgrund zu schnellen Redens verwendet.

Das Jugendwort des Jahres scheint fern der Realität gewählt zu werden. Vergangenes Jahr gewann „Smombie“. Gemeint ist jemand, der lieber auf sein Smartphone als auf die Straße schaut. Ich selbst hörte zum ersten Mal von diesem Wort.

Auch frage ich mich, warum eine Jury, die größtenteils aus Erwachsenen besteht, es sich vorbehält, das Online-Voting zu übergehen. 2015 wurde das Wort „Alpha-Kevin“ als Bezeichnung für den „Dümmsten von allen“ auf Platz eins gewählt. Kannte ich – und anscheinend auch viele andere. Alpha-Kevin bekam mehr als 50 Prozent der Stimmen im Online-Voting – und wurde schließlich von der Jury disqualifiziert. Ihre Begründung: Es handle sich um eine Beleidigung des Namens Kevin. Anschließend rückte das Wort „merkeln“ für „keine Entscheidung treffen“ auf Platz eins der Shortlist. Und am Ende machte das völlig unbekannte „Smombie“ das Rennen.

Wenn das Jugendwort den Anspruch haben soll, widerzuspiegeln, wie junge Menschen wirklich sprechen, macht Langenscheidt einen echt schlechten Job. Ich habe schon jetzt keine Lust, meinen Enkeln eines Tages auf die Frage „Warst du damals auch ein totaler Smombie?“ antworten zu müssen.

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„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.