epa05396749 People take part in a Brexit referendum anti leave result demonstration in Trafalgar Square, central London Britain, 28 June 2016 after Britain voted 51.9 per cent in favour of leaving the European Union. EPA/SEAN DEMPSEY +++(c) dpa - Bildfunk+++

Brexit: Die Stimme der Jugend muss lauter werden – und erhört werden

Wir wollen raus aus der EU – haben die Briten entschieden. Der 23. Juni wurde damit zum Schicksalstag für den gesamten Staatenverbund.

Die Gemeinschaft schüttelt ungläubig den Kopf. Doch schaut man sich genauer an, wie die Briten abgestimmt haben, so lässt sich erkennen, dass auch sie sich uneins sind. Knapper hätte das Votum kaum ausfallen können: 48 Prozent der Briten wollten in der EU bleiben, 52 Prozent stimmten dagegen. Auf den zweiten Blick fällt ein erheblicher Unterschied beim Abstimmungsverhalten zwischen den Alten und Jungen auf: Während bei den ab 65-Jähren 60 Prozent für den Brexit stimmten, sind es bei den 18- bis 24-Jährigen gerade einmal 27 Prozent.

Insbesondere sie, die jungen Briten, gehen dieser Tage auf die Straßen, für ein zweites Referendum. Vier Millionen Menschen haben zu diesem Zweck bereits eine Online-Petition unterzeichnet. Bei der Abstimmung über den Austritt blieben viele der jungen Briten zu Hause. Von den 25- bis 34-Jährigen sind nur 58 Prozent zur Wahl gegangen, von den 18- bis 24-Jährigen sogar nur 36 Prozent. Vielleicht waren sie sich sicher, es würde schon zum Brexit kommen. Falsch gedacht. Das zeigt uns deutlich: Wir müssen unser Wahlrecht nutzen, immer! Und nicht hinterher versuchen, die Scherben wieder zusammenzupuzzeln. Wir sollten unsere Meinung früher und lauter aussprechen und klar zeigen, was wir wollen.

Die Frage ist aber auch: Warum finden 52 Prozent der Briten den Weg aus der Staatengemeinschaft attraktiv? Die EU erscheint gerade für die älteren Menschen in Europa wie eine gigantische Bürokratie- und Verwaltungsmaschine, wie eine Institution, welche die Individualität seiner einzelnen Nationalstaaten verschlingt und das Leben auf dem Kontinent durch einheitliche Normen anzupassen versucht. Zugegeben: Viele Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, wirken auch für mich fern meines eigenen Lebens und machen es mir schwer, mich selbst als EU-Bürger zu sehen. Dennoch sehe ich einen großen Rückschritt darin, solche Herausforderungen damit lösen zu wollen, die Gemeinschaft einfach zu verlassen und sich dadurch aus der Verantwortung zu ziehen. Vielmehr wünsche ich mir, als europäischer Jugendlicher, dass die Staaten an ihren Beziehungen arbeiten und gemeinsame Lösungen finden. Dabei sollten wir uns stets die Frage stellen: Warum lohnt es sich, eine Union in Europa zu sein? Wenn es um die Zukunft Europas geht, sind es vor allen wir jungen Menschen, die darin leben werden. Sollte man das nicht mit bei diesen Entscheidungen berücksichtigen?

Ich selbst bin 20 Jahre alt und in dieses gemeinsame Europa hineingeboren worden. Würde eine Abstimmung über den Verbleib von Deutschland in der Europäischen Union stattfinden, müsste ich nicht lange über meine Entscheidung nachdenken. Offene Grenzen und Austausch zwischen den Ländern sind für mich eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit im 21. Jahrhundert. Es geht nicht darum, seine Identität als Nationalstaat aufzugeben, sondern darum, an einem Tisch über unsere gute Zukunft zu diskutieren. Ich glaube, dass es in Zukunft nur gemeinsam geht. In Europa und in der Welt.

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Kategorien Klartext

„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.