Willkommen im echten Leben, Essena O’Neill

Corinne hofft, dass Essena auch ohne Instagram überlebt.

In der Szene der Instagrammer ist die 19-jährige Essena O’Neill ein bunter Hund. Allein dort hat die Aus­tralierin mehr als 700 000 Follower. Jahrelang hat sie auf ihrer Seite Fotos gepostet, auf denen sie in die Kamera lächelnd ihren perfekten Körper präsentierte.

Doch damit ist nun Schluss. In einem Youtube-Video gestand sie vergangene Woche unter Tränen, es sei „alles nicht ehrlich“. Mehr als 2 000 Fotos hat sie gelöscht, andere neu betitelt. Dort erfährt man nun, dass sie oft einen halben Tag lang nicht gegessen hat, um auf einem Bikini­foto einen flachen Bauch zu haben. Oder eine dicke Make-up-Schicht auftrug, um ihre Akne zu verbergen. Gut 400 Fotos seien meist nötig gewesen, um die perfekte Aufnahme zu schießen. Auch gab sie zu, Geld bekommen zu haben, um sich in einem Kleid ab­zulichten. Und Sportklamotten trage sie zwar, gehe aber niemals joggen. Ihr ganzer Alltag habe sich um diese Selbst­darstellung gedreht. Das bereue sie nun. Ihr Leben sei nicht supidupi, sondern einsam.

Ihre Fans darüber aufzuklären, ist das neue Ziel des Ex-Instagram-Models. Und dafür nutzt sie, natürlich, Social Media. Auf ihrer Webseite letsbegamechangers.com spricht sie sich gegen die verzerrte Selbst­darstellung aus und will jüngeren Mädchen verständlich machen, dass das wahre Leben anders aussieht.

Doch kaum ist Essena aufgewacht, muss sie feststellen, dass sie sich eben­dieses nun gar nicht mehr leisten kann. Und so fleht sie ihre Fans nach Geld an. Sie wisse nicht, wie sie ihr „neues, echtes Leben“ finanzieren solle. „Ich kann im Moment nicht mal die Miete bezahlen.“ Man möchte sie kräftig schütteln.

Dennoch: Essena spricht ein wichtiges Thema an. Und dank ihrer Bekanntheit kommen vielleicht sogar tatsächlich ein paar Jugendliche ins Grübeln. Insbesondere junge Mädchen verdrängen schnell, dass nicht nur sie, sondern auch die anderen die verschiedenen Filter und Retuschierfunktionen anwenden, um sich zu inszenieren. Sie lassen sich von den vermeintlich mal eben geknipsten Bildern allzu leicht beeinflussen und eifern Illusionen nach.

Bleibt also zu hoffen, dass Essena im echten Leben klarkommt und der eine oder andere ihr dorthin folgt. Ich kann euch versichern, dass sich der Schritt lohnt. Denn außerhalb von Instagram und Co ist es gar nicht so schlimm.

Von Corinne, 19 Jahre

Wie viele Fotos macht ihr von euch, bevor ihr eins postet? Verratet es uns!

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