Gesunde Ernährung, Sport und ein sicheres Auftreten: Das Kapital eines Models ist der Körper. In Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ fällt das besonders auf. Über Wochen werden die jungen Teilnehmerinnen von Model-Mama Heidi Klum auf den Catwalk geschickt und in aufwendigen Fotoshootings kopfüber, zwischen toten Fischen oder mit Glatze abgelichtet.
Bei so viel Oberflächlichkeit überrascht die jüngste Erkenntnis aus einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen kaum: Ein Drittel der 241 Befragten mit Essstörung sieht diese Castingshow als Verstärkung ihrer Krankheit. Der Vergleich zwischen den gezeigten Mädchen und dem eigenen Körper motiviere sie zum Abnehmen.
Die Studie belegt, was dem Großteil der Gesellschaft schon längst klar ist: „Germany’s Next Topmodel“ macht krank. ProSieben verteidigt sich damit, dass ein gesunder Lifestyle im Vordergrund stehe und die Juroren wiederholt darauf hinwiesen, dass Hungern keine Lösung sei. Und so konnte ganz Deutschland dabei zusehen, wie Heidi Klum zum Start der zehnten Staffel genüsslich einen Döner verspeiste. Jungen Zuschauern fehlt oft die Distanz zwischen gezeigtem und realem Leben. Dass Inszenierung und Selbstdarstellung genauso ein Teil von Castingshows wie von Spielfilmen ist, wird gerne vergessen.
Dem Absetzen der Sendung stehen die hohe Einschaltquote und der bei den Zuschauern ausgeprägte Drang zum Voyeurismus entgegen. Solange Zuschauer sich dafür interessieren, dass Katha mit 19 Jahren noch nie einen Freund hatte, werden ihre Bodymaße für eine nicht geringe Anzahl der Zuschauer als wichtige Eintrittskarte in die Welt der Reichen und Schönen verstanden.
Was dagegen hilft? Sich und seiner Umwelt so oft wie möglich bewusst machen, dass Sendungen wie diese nur Unterhaltung und nicht Maßstab für das wirkliche Leben sind. Die Siegerin wird im Finale am Donnerstag dennoch gekürt.